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Berlin: Der Abriss des Palastes kann doppelt so teuer werden

Bauexperten rechnen mit bis zu 40 Millionen Euro. Betonwanne muss gesichert werden

Bleibt es beim Palast-Abriss Anfang 2005, wie es die zuständigen Bundestagsausschüsse und der Senat wollen, dann müsste bald richtig geklotzt werden. Denn die Abriss-Planung ist kompliziert genug. Aber in den Baubehörden macht sich eine gewisse Lähmung breit, zumal Bauminister Manfred Stolpe am liebsten den Abriss „um Jahre“ verschieben will.

„Wie es weitergehen soll, weiß keiner“, sagt Helmut John von der Bundesvermögensverwaltung, die den Palast der Republik in Mitte verwaltet. Aber der Bund hat ohnehin die Abrissplanung an das Land Berlin vergeben. Und Stadtentwicklungssenator Peter Strieder (SPD) ist entschlossen, im Februar 2005 mit den „Rückbauarbeiten“ am Schlossplatz zu beginnen. Das wird nach Überzeugung von Fachleuten eine spannende Geschichte – und vermutlich ein „Schaustellenereignis“, wie es beispielsweise die Neubauprojekte am Potsdamer Platz waren.

Die Kosten für den Abriss sind noch längst nicht genau ermittelt, zumal die Bauexperten zwischen mehreren Abriss-Varianten zu entscheiden haben. Die günstigste wird nach den Vorstellungen des Bundestags 20 Millionen Euro kosten, das Geld ist schon eingeplant. Die ungünstigste Abrissvariante wird nach Berechnungen aus der Bundesvermögensverwaltung und dem Bundesbauministerium allerdings mit 40 Millionen Euro angegeben. Ein Drittel dieser Kosten wird das Land Berlin tragen müssen.

Was den Abriss des Palastes der Republik so kompliziert macht, ist die Betonwanne, auf der das Gebäude steht. Diese Wanne ist von Grundwasser umgeben. Risse man nun den Palast ohne Rücksicht auf diese Wanne ab, stiege sie, immer weniger belastet, nach oben. Das Erdreich der Umgebung käme in Bewegung und könnte dann beispielsweise wiederum den Dom rutschen lassen. So muss die Platte beim Abriss ständig belastet bleiben, mit Abbruchmaterial und Erdreich, auch mit Grundwasser, das durch die Bodenwanne dringt.

Dazu muss sie aber durchlöchert werden. Man könnte die Wanne allerdings auch mit riesigen Schrauben im Boden verankern oder beide Systeme miteinander kombinieren. Ist die Wanne voll – mit Erdreich, Schutt, Schlamm und Schrauben – könnte zu guter Letzt die Grünfläche gepflanzt werden, die so lange bestehen bleiben soll, bis ein Schlossneubau errichtet wird. Er könnte auf dem vergrabenen Wannen-Fundament des Palastes entstehen.

In der Senatsbauverwaltung hat man die stille Hoffnung, dass die Grünfläche so attraktiv wird wie der benachbarte Lustgarten, so dass sich die Berliner und ihre Gäste schnell an das Provisorium gewöhnen. Bepflanzt werden soll vorerst nur die Grundfläche des Palastes. Das nächste Jahr über bleibt das Bauwerk jedenfalls stehen und wird hin und wieder für kulturelle Veranstaltungen geöffnet werden.

Christian van Lessen

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