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Berlin: Der Bruch, Teil zwei: Spektakuläre Tat am selben Ort In der „Berlin Story“ wurde der Tresor gestohlen. 1951 gab es in dem Haus ein legendäres Verbrechen

Als ob sich Geschichte wiederholt: 1951 knackte Walter Pannewitz den Tresor der Eisenbahnverkehrskasse im Keller des Hauses Unter den Linden 10. Beute: die Einnahmen der S-Bahn, 1,8 Millionen Ost- und 183 000 West-Mark.

Als ob sich Geschichte wiederholt: 1951 knackte Walter Pannewitz den Tresor der Eisenbahnverkehrskasse im Keller des Hauses Unter den Linden 10. Beute: die Einnahmen der S-Bahn, 1,8 Millionen Ost- und 183 000 West-Mark. Und heute? In der Nacht zum Montag stahlen Diebe gleich den ganzen Tresor…

Die letzten beiden Kunden waren „irgendwie verdächtig“, sagt Wieland Giebel, Chef der Buchhandlung „Berlin Story“. Die beiden Männer – um die Dreißig, sportlich und gepflegt – hielten sich eine halbe Stunde in dem Laden mit einem Riesenangebot von Berlin-Büchern, -Videos und Preußen-Souvenirs auf, liefen spähend umher, „wir hatten irgendwie ein mulmiges Gefühl“. Gegen 19.30 Uhr machte man die beiden darauf aufmerksam, dass das Geschäft schließt – da wollten sie noch eine Berlin-Jacke anprobieren und kauften schließlich einen Stadtplan für 1,95 Euro. Am Montag früh entdeckte eine Mitarbeiterin dann die zur Charlottenstraße hin offene, sichtbar ausgehebelte Seitentür des Geschäfts und stellte fest, dass der komplette Tresor verschwunden ist. Er stand in einer schwer einsehbaren Ecke, wiegt 80 Kilo, ist ein DDR-Produkt, dunkelgrün mit geriffelter Oberfläche, 90 Zentimeter hoch.

Es muss um 0.04 Uhr passiert sein – diese Zeit zeigt die Webcam an; Giebel hat eine Kamera installiert, die die stets belebte Innenansicht des Geschäfts beim Klick auf www.berlinstory.de ins Internet überträgt, aber nichts aufzeichnet. In der Annahme, es handele sich um eine Überwachungskamera, hatten die Eindringlinge offenbar das Kabel gekappt. Im Tresor, der nach Ansicht der Polizei „absolut professionell“ abtransportiert worden sein muss, befanden sich statt der vermuteten Wochenend-Einnahmen nurmehr 1350 Euro Wechselgeld. Ein anderer Verlust wiegt für Giebel, der einen Berlin-Film gedreht hat und einen Verlag besitzt, schwerer: „Im Tresor lagen 30 Familienbilder für ein biographisches Buchprojekt. Die hatte die Autorin am Freitag mitgebracht, sie sollten am Montag gescannt werden. Ein Farbmotiv war als Titel geplant: junges Pärchen auf Kamelen in Beduinentracht. Die Bilder lagen in einer gelb-grünen Hülle mit dem Aufdruck „Berlin Story“. Wieland Giebel hat für die Fotos 1500 Euro Belohnung ausgesetzt. (Hinweise unter Tel. 20453842).

Übrigens: Das Loch, durch das Walter Pannewitz damals stieg, ist noch heute zu sehen. Es spielte mit Götz George, Rolf Hoppe und Otto Sander eine Hauptrolle – im Erfolgsfilm „Der Bruch“.

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