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Berlin: Der Bundespräsident zieht nächstes Jahr ins Schloss Charlottenburg Bellevue wird ab 2004 saniert: Haushälter des Bundestages

haben sich nun für die billigste Ausweichlösung entschieden

Der Bundespräsident soll im Schloss Charlottenburg repräsentieren, wenn Schloss Bellevue von August 2004 an für zwei Jahre saniert wird. Das haben die Fraktionen gestern im Haushaltsausschuss des Bundestags beschlossen. Eine Sanierung des Schlosses Schönhausen, die zunächst geplant war, schien den Parlamentariern nach einem neuen Gutachten zu teuer, ebenso Renovierung und Umbau des Kronprinzenpalais unter den Linden.

Die bündnisgrüne Abgeordnete Franziska Eichstädt-Bohlig sagte, die Entscheidung gegen Schönhausen sei schweren Herzens gefallen. Aber ein neues Gutachten habe „sehr dramatische Zahlen“ offenbart. „So dramatisch, dass wir fast daran zweifeln.“ Die Rede ist von rund 12 Millionen Euro Sanierungskosten. Aber die Fachleute aller Fraktionen hätten jetzt im Hauptausschuss zu einem Beschluss kommen müssen. Weil auch das Kronprinzenpalais mit Renovierungskosten von rund sechs Millionen Euro zu teuer sei, habe man sich auf die „schlankeste Variante“ mit Kosten von rund zwei Millionen Euro verständigt. Dies bedeutet, dass für repräsentative Zwecke des Bundespräsidenten die Orangerie des Schlosses Charlottenburg genutzt wird, in Kombination dazu das Gästehaus des Auswärtigen Amtes an der Pacelliallee in Dahlem.

Kurz vor der parlamentarischen Sommerpause schien das Rennen für Schloss Schönhausen gelaufen: Das barocke Bauwerk, das sich im Besitz des Landes Berlin befindet, sollte neuen Putz erhalten, das mit Holzschutzmitteln vergiftete Dach saniert werden. Veranschlagt waren 2,5 Millionen Euro. Bevor der Ausschuss seine Zustimmung geben konnte, übergab das Bundesfinanzministerium ein Gutachten, demzufolge das Schloss Schönhausen viel vergifteter ist als angenommen, eine Sanierung zu überschaubaren Kosten und Zeiten fraglich erscheint. Als Ersatz wurde das Kronprinzenpalais empfohlen, das nach der Wende sogar als Bundespräsidialamt im Gespräch war.

Der Ausschuss, der über die Mittel des Ersatzstandortes für den Bundespräsidenten zu entscheiden hat, wollte im Juli nicht unter Zeitdruck beschließen. Die Entscheidung wurde bis zur Vorlage eines neuen Gutachtens, einer „Machbarkeitsstudie“ des Bundesamt für Bauwesen und Raumordnung vertagt. Bundespräsident Rau machte aus seiner Vorliebe für Schönhausen keinen Hehl, die repräsentativen Räume und der „einladende Zuspruch“ aus Pankow hatten ihn beeindruckt. Das Schloss Charlottenburg, kombiniert mit dem Gästehaus Pacelliallee, war zwar seit Anfang des Jahres im Gespräch, erschien aber recht unpraktisch.

Die Stiftung Preußische Schlösser und Gärten zeigte sich erfreut. Staatsbesuche habe es im großen Saal des Orangerie-Flügels ohnehin „schon immer gegeben“. Umbauten im Haus seien wegen des Denkmalschutzes nicht möglich. Der Schlosspark werde nur in Einzelfällen für die Öffentlichkeit gesperrt.

Christian van Lessen

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