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Warten auf bessere Zeiten. Rund 3,2 Millionen Fahrgäste steigen am ZOB jährlich in Fernlinienbusse ein oder aus. Jetzt können noch mehr hinzukommen. Foto: dapd

© dapd

Berlin: Der Busbahnhof soll wieder brummen

Der seit Jahren vernachlässigte ZOB am Messegelände wird jetzt umgebaut und erweitert Der Senat will 1,5 Millionen Euro investieren. Die Arbeiten werden sich allerdings hinziehen.

Berliner Empfang: Am Hauptbahnhof begrüßt die Stadt ihre Gäste pompös, am neuen Flughafen irgendwann einmal elegant, in Tegel derzeit beengt, in Schönefeld etwas provinziell – und am Zentralen Omnibusbahnhof (ZOB) einfach nur schäbig. Seit Jahren sieht man der Anlage an, dass sie in die Jahre gekommen ist. Jetzt soll sich daran endlich etwas ändern. Die Stadtentwicklungsverwaltung will den ZOB stufenweise „ertüchtigen“ und erweitern. Beginnen sollen die Arbeiten im nächsten Jahr. Rund 1,5 Millionen Euro sollen investiert werden, die aber noch nicht vollständig gesichert sind.

Der Senat ist jetzt auch in Zugzwang gekommen, denn durch die Freigabe des Fernverkehrs für Omnibusse ab dem nächsten Jahr kann der Verkehr am ZOB erheblich zunehmen. Schon heute zählt der Betreiber, das BVG-Tochterunternehmen Internationale Omnibusbahnhof-Betreibergesellschaft, jährlich rund 3,2 Millionen Fahrgäste, die mit etwa 63 000 Bussen ankommen oder abfahren. Besonders bei Messen ist die direkt am Messegelände liegende Anlage mit ihren 35 überdachten Haltestellen ausgelastet.

Unternehmen, die Fernfahrten mit dem Bus anbieten, müssten zwar nicht mehr wie bisher den ZOB nutzen, sondern könnten auch andere Haltestellen in der Stadt beantragen, sagte die Sprecherin der Stadtentwicklungsverwaltung, Petra Rohland. Doch da auch dort eine Infrastruktur – Ticketschalter oder auch Toiletten – erforderlich seien, rechne man damit, dass die Mehrzahl der Fahrten zum ZOB führen werde. Dort gibt es unter anderem auch Gepäckschließfächer sowie ein Café und Snack-Automaten sowie einen Kiosk.

Dort soll es nach den derzeitigen Plänen durch Umbauten 14 weitere Haltebereiche geben, was Platz für jährlich weitere 23 000 An- und Abfahrten von Bussen schafft. Dafür soll vorhandenes Grün weichen; auch bisher verpachtete Flächen sollen einbezogen werden. Die Zufahrten sollen ebenfalls verbessert werden – für Busse, aber auch für Autos, die Fahrgäste zum ZOB bringen oder abholen. Moderne Zielanzeiger sind ebenfalls vorgesehen. Ob das Geld auch reicht, die knalligen Kunststoffsitze im Wartebereich zu ersetzen, wird sich zeigen. Die Arbeiten werden sich allerdings hinziehen; der Abschluss ist erst 2017 geplant.

Fernlinienverkehr mit Bussen ist durchaus eine Berliner Spezialität, bedingt auch durch den Mauerbau. Der Bus sollte eine Alternative zur DDR-Reichsbahn sein. Und billiger waren – und sind – die Fahrten mit dem Bus meist auch noch. Dass die Reise in der Regel länger dauert als mit der Bahn, stört die Fahrgäste kaum, zu denen Jugendliche ebenso zählen wie Senioren. Vielfältig sind auch die Ziele; sei es nach Ahlbeck auf Usedom, Amsterdam, Düsseldorf, Hamburg, Helsingborg, Krakau, London, München, Oslo, Paris, Prag, Riga, Rotterdam, Stettin, Tallinn, Warschau oder Zwiesel im Bayerischen Wald.

Doch auch wenn der Busverkehr zum ZOB nun wieder richtig brummen sollte, wird dort keine Superstation entstehen. Hochfliegende Pläne aus den vergangenen Jahren, aus dem Areal – nach dem Vorbild der Bahn – einen Komplex aus Gastronomie, Läden und Büros mit angeschlossenem Busbahnhof zu machen, hat die BVG aufgegeben. Rund 50 Millionen Euro sollten investiert werden, aufgebracht von privaten Geldgebern. Vorbild war München, wo der dortige ZOB in ein siebenstöckiges Dienstleistungs- und Handelszentrum integriert worden ist.

Auch der Plan, den ZOB am Funkturm durch einen weiteren Standort in der Stadt zu ersetzten, ist zumindest derzeit vom Tisch. Erwogen wurden dafür das Tempelhofer Feld oder ein Platz am Ostbahnhof. Beide Standorte hätten sich als nicht ideal erwiesen, sagte Rohland. Der jetzige ZOB wirbt mit seiner Nähe zur Autobahn und der Anbindung an den Nahverkehr; wobei allerdings zum S-Bahnhof Messe Nord oder zum U-Bahnhof Kaiserdamm die Wege lang sind. Gebaut worden war er 1966. Und seither hat sich nicht mehr viel verändert. Wer den Charme der 60er Jahre mag, kommt am ZOB – noch – voll auf seine Kosten.

Immerhin ist aber auch die Moderne halbwegs angekommen: In der Wartehalle mit ihren über 130 Sitzplätzen gibt es zwei Internet-Terminals; auch ein Zugang über W-Lan ist möglich.

Informationen unter

www.iob-berlin.de

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