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Berlin: Der Computer-Kauf bei Aldi wird zum Kult-Ritual

BERLIN (emv).Fragen ist alles.

BERLIN (emv).Fragen ist alles.Und schnell sein und am besten noch einen Kleinbus dabeihaben."Wo gibt es am frühen Nachmittag noch die billigen Computer von Aldi?" fragten sich späte Schnäppchenjäger gestern verzweifelt.Eine Verkäuferin von Aldi an der Turm-/ Ecke Stromstraße in Moabit hatte schließlich den Geheimtip parat."Gehen Sie doch in die Filiale in der Nähe der Beusselstraße, die haben Nachmittagslieferung." Und siehe da, sechs Objekte der Begierde zum Preis von 1998 Mark waren noch da.Das junge Paar strahlte und mühte sich mit dem Riesenkarton ab."Vor Weihnachten wird es kaum was Günstigeres geben", sagte der Mann fachmännisch.

Wenn es die preiswerte Hard- und Software bei Aldi gibt, ist dies ein gesellschaftliches Ereignis, auf das die Bild-Zeitung ihre Leser bereits am Wochenende zuvor hinweist.Ganz hartnäckige Computerkäufer stellen sich bereits morgens um vier an, um das Sonderangebot bloß nicht zu verpassen.Menschenschlangen winden sich ums Karree - und das klassenüberschreitend.Bei Aldi im hintersten Kreuzberg stehen die Käufer ebenso zahlreich an wie im feinen Wilmersdorf.

"Um halb zehn war schon alles weg", seufzte eine Verkäuferin bei Aldi in den Arkaden am Potsdamer Platz, nachdem der Ansturm vorüber war."Dabei hatten wir sechs Paletten mit mehr als 60 Computern geliefert bekommen, und davon ist nach kürzester Zeit keiner mehr da", wunderte sich eine Kollegin in Moabit.Ihren Kunden in einem der ärmsten Bezirke Berlins sitzt das Geld normalerweise nicht so locker in der Tasche.Doch inzwischen hat man überall einen Computer im Wohnzimmer neben der Ledercouch stehen und wickelt dort seine Rechtsstreitigkeiten mit der Autoversicherung ab.Der PC gehört zum Lebensstil auch dort, wo eher Kampfhund und Jogginghose das Bild bestimmen.

Die Aldi-Konkurrenz reagierte verschnupft auf die Hardware fürs Volk.Das neue PC-Angebot mit leistungsstarkem Computer und strahlungsarmem 17-Zoll-Monitor für unter 2000 Mark von Aldi sei gar nicht außergewöhnlich günstig, schätzt ein Fachmann die Lage ein.So habe die Supermarktkette Penny bereits vor einigen Monaten den gleichen PC unter dem Namen "Ever-PC" für einen vergleichbaren Preis im Sortiment gehabt.Die Aldi-Kunden stört das wenig.Vorm blau-weißen Billigmarkt Schlange zu stehen, hat inzwischen bei breitesten Bevölkerungsschichten Kult-Charakter.

Nach Ansicht der Fachhandelskette Vobis verstärkt Aldi mit seinen aggressiven Preisen den Druck auf den Markt."Das Resultat ist eine deutliche Kaufzurückhaltung bei den privaten Konsumenten", sagte Julia Winkelmann von Vobis.Von der war allerdings gestern in den Berliner Aldi-Filialen wenig zu spüren.

Für die Vorweihnachtszeit rechnet die PC-Branche mit einem weiteren Preisrückgang."Die Preise ändern sich zur Zeit alle zwei Wochen.Erfahrungsgemäß setzen sich auch Niedrigangebote, wie sie jetzt Aldi vorgibt, in der Regel bereits nach zwei bis drei Wochen im Computer-Fachhandel durch," schätzt ein Insider die Lage ein.In einem Test bewertete die Zeitschrift "Computer-Bild" den Aldi-PC übrigens mit der Note "gut".Zwölf Monate Garantie und Vor-Ort-Service gehören dazu.Wenn das nichts ist.

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