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Berlin: Der erste Test – in Deutsch

Alle 25 000 Erstklässler des kommenden Sommers müssen ran

Bis zu ihrem ersten Schultag sind es noch einige Monate, doch rund 25 000 künftige Erstklässler treten ab heute zum Sprachtest an. Die Fünfjährigen müssen zeigen, wie fit sie in Deutsch sind. Zum ersten Mal gibt es einen verbindlichen und einheitlichen Test für alle Kinder – in Berlin und bundesweit ein bisher beispielloses Unterfangen. Schulsenator Klaus Böger hat bereits alle Eltern angeschrieben und sie aufgefordert, „die Teilnahme Ihres Kindes an der Sprachstandserhebung unbedingt sicherzustellen“. Senator Böger weist darauf hin, dass Kinder mit Defiziten nur gezielt gefördert werden können, wenn die Sprach-Probleme rechtzeitig bekannt sind.

Vor einem Jahr waren 9874 Kinder mit dem „Bärenstark“ genannten Test überprüft worden – sie kamen aus Bezirken mit hohem Ausländeranteil und besuchen jetzt die erste Klasse. Viele von ihnen bekommen Zusatz-Stunden in Deutsch, weil der Test oft katastrophale Mängel offenbart hatte. 66 von 100 möglichen Punkten hatten die Kinder im Schnitt erreicht: nichtdeutsche 53, deutsche aber auch nur 78. Nur ein Drittel aller Schüler braucht keinerlei Nachhilfe.

In Bögers Behörde herrschte über die Ergebnisse blankes Entsetzen. Gerade das schlechte Abschneiden deutscher Kinder hat zu der Entscheidung beigetragen, nun alle zukünftigen Erstklässer zu überprüfen. Kinder, die eine Vorklasse besuchen, werden für eine Stunde aus dem Unterricht genommen und von eigens geschulten Lehrern oder Vorklassenleiterinnen getestet. Alle anderen müssen zu einem Termin zwischen dem heutigen Montag und dem 31. Januar in ihre zukünftige Schule kommen. In jedem Fall werden die zukünftigen Lehrer und die Eltern des Kindes informiert, ob und wo es Probleme gibt. Gleichzeitig wird in Berlin und bezirksweit ausgewertet.

Mindestens dreierlei Aussagen ermöglicht der Test: Erstens bekommen die Lehrer eine Hilfe, wer welche Förderung braucht, beispielsweise beim Wortschatz oder bei der Grammatik. Zweitens wird deutlich, ob auch im Vorschulalter ein Zusammenhang zwischen sozialem Status der Eltern und Bildung besteht – die Pisa-Studie hatte dies für ältere Schüler zutage gebracht.

Wenn Kinder aus bürgerlicheren Umgebungen deutlich besser abschneiden als solche aus sozialen Brennpunkten, hapert es bereits für Fünfjährige an der Chancengleichheit. Drittens wird damit die Arbeit der Kitas und Vorklassen überprüft. Bisher wurde nur global erhoben, dass Kinder aus den Vorklassen ein knapp unter-, Kinder aus den Kitas dagegen ein knapp überdurchschnittliches Ergebnis erzielten. Die Flächen deckenden Tests machen es jetzt möglich, in ganz Berlin jene Kitas zu isolieren, die Kinder mit besonders schlechten Sprachkenntnissen auf den Schulweg schicken.

Weitere Informationen und

Beispiel-Aufgaben aus dem Test:

www.tagesspiegel.de/baerenstark ]

Jörg-Peter Rau

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