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Berlin: Der fliegende Pankower

Ein Nahverkehrszug aus Brandenburg wurde auf der Straße zum Flughafen gebracht und ging dann mit dem Flugzeug von Schönefeld aus auf seine Reise nach Amerika

Sozusagen als „fliegender Pankower“ ging ein kompletter, 53 Tonnen schwerer Nahverkehrszug mit einem russischen Jumbo-Frachtflugzeug auf die Reise nach Amerika. Zu diesem Zweck waren von deutschen und russischen Fachleuten am Morgen in der riesigen Kabine der vierstrahligen Antonov AN-124 extra Schienen verlegt worden.

Per Tieflader war der rund 32 Meter lange Zug in der Nacht von Hennigsdorf nach Schönefeld gerollt. Denn vom Flughafenbahnhof hätte man die letzte Etappe ohnehin „Huckepack“ zurücklegen müssen. Außerdem, so ein Logistik-Insider, ist der Straßentransport meist billiger. Auf dem Airport wurde dann die Schnauze der Antonov gesenkt und der Tieflader angehoben, bis sie auf gleichem Niveau waren. Die Frage, wo die Stahlseile der bordeigenen Winde am Triebwagen befestigt werden sollten, bereitete den Experten dann noch einmal Kopfzerbrechen. Im Zentimetertempo ging es schließlich in die 36 Meter lange Kabine, und nachmittags konnte endlich das Kommando „Klappe zu“ gegeben werden.

Der bei Stadler in Pankow gebaute Gelenktriebwagen GTW 2/6 – so die offizielle Bezeichnung für Triebwagen, der aus zwei durch ein begehbares Antriebsteil verbundenen Fahrgasträumen besteht – war zuvor bei Bombardier in Hennigsdorf getestet worden. Der Transportkonzern leitet ein Firmenkonsortium, das ein neues Nahverkehrsnetz in Atlantic City (US-Bundesstaat New Jersey) aufbaut. Der Gesamtauftrag umfasst rund 600 Millionen Dollar. Im kommenden Frühjahr sollen dort auf bisher nur für den Frachtverkehr genutzten Bahngleisen die Züge aus Berlin rollen. Auch im Regionalverkehr von Berlin und Brandenburg sind solche Züge unterwegs. Die 30 Triebwagen hatten zunächst erhebliche Mängel und wurden von der Bahn erst mit großer Verspätung übernommen. Bei der Usedomer Bäderbahn laufen ähnliche Fahrzeuge dagegen weitgehend problemlos. Weil die Zeit für den notwendigen Probebetrieb drängt, ging der erste GTW 2/6 gestern mit der Antonov AN-124 auf den mit einer Zwischenlandung in Irland zwölfstündigen Luftsprung über den Atlantik. Für den russischen Großraumfrachter, der bis zu 150 Tonnen schleppen kann, eher eine leichte Übung. 19 weitere Züge gehen via Bremerhaven per Schiff nach Amerika. Dann dauert der Transport allerdings zwei bis drei Wochen. Rainer W. During

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