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Berlin: Der Gemüsegarten muss warten

Die Freifläche neben dem Bethanien ist seit Dienstagabend geräumt. Der Streit um die Nutzung geht weiter

Peter hat sich eine orangene Perücke und eine Sonnenbrille aufgesetzt. Niemand soll ihn erkennen. 40 bis 50 Mitglieder linker Gruppen hatten von Sonnabend bis Dienstag eine Freifläche neben dem Bethanien-Hauptgebäude besetzt. Sie gaben auf, weil ihnen laut Peter „massive Gewalt“ angedroht worden sei. Die Polizei hatte über 400 Beamte vor Ort, die jedoch nicht eingriffen. Peter war dabei. Er schüttelt den Kopf, die Perückenhaare verfangen sich in seiner selbstgedrehten Zigarette. „Ein gigantisches Aufgebot gegen unser Experiment für ein friedliches Zusammenleben.“

Es geht um ein tristes, 2500 Quadratmeter großes Grundstück neben dem Künstlerhaus Bethanien. Der Bezirk nutzte es als Bauschuttlager und hat Pläne für die Zukunft. Er will die eingezäunte Fläche als Parkanlage öffnen, Sichtachsen herstellen und gleichzeitig neue Vegetation schaffen. Es ist Teil eines Konzeptes, das Gartendenkmal rund um das Bethanien nach den historischen Plänen von Architekt Erwin Barth wieder herzurichten. Aus dem städtebaulichen Denkmalschutz gibt es für die Arbeiten fast 1,5 Millionen Euro. In Arbeitsgruppen diskutierten Anwohner bereits, wie ein Nachbarschaftsgarten in den Park integriert werden kann. Dementsprechend sauer ist Bürgermeister Franz Schulz (Grüne) über den Alleingang der Besetzer. „Das ist ein Verstoß gegen alle basisdemokratischen Beteiligungsverfahren.“

Die sehen das naturgemäß anders. „Das soll ein spannendes soziales Projekt werden“, sagt Peter. Mit Leben in Bauwagen, Gemüse anpflanzen in interkulturellen Gärten und politischen Diskussionen auf einer Bühne. Ein Mitstreiter kündigt weitere Aktionen an: „Eine erneute Besetzung schließen wir nicht aus.“ mj

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