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Berlin: Der Japan-Falter

Masatoki Hirooka hat eine Welt aus Papier entworfen. Er zeigt sie in den Arkaden am Potsdamer Platz

Wenn Masatoki Hirooka Papier schneidet, vergisst er alles um sich herum. Die Menschen, die auf seine Hände starren. Die Fotografen, die ihn porträtieren. Dann gibt es für den japanischen Papierkünstler nur noch das „Schnipp-Schnapp“ der Schere und das feine Papier, das in seinen Händen hin und her wandert. Schnell, aber nicht hektisch. Nur eine Minute braucht der 61-Jährige, um aus einem Blatt Papier eine Heuschrecke zu zaubern – und das, ohne mit einem Bleistift vorzuzeichnen. Nur durch Schneiden, Falten und Glattstreichen.

Insekten entwerfe er besonders gerne, sagt der drahtige Japaner, der gestern in den Potsdamer Platz Arkaden seine Papierkunstausstellung eröffnete: „Die Papierwelt des Masatoki Hirooka“, heißt die Schau, die in Zusammenarbeit mit der Deutsch-Japanischen Gesellschaft entstand. Eine Welt, in der fast nur Tiere leben. Schmetterlinge, Krabben, Fische, Affen und Vögel. Auch eine zentimetergroße, feingliedrige Ameise ist darunter. Es sind Figuren mit viel Liebe zum Detail, die Hirooka präsentiert. Fast alle sind sie erst in den letzten Tagen in Berlin entstanden, nach seiner Landung Ende September. So macht es der 61-Jährige meistens, wenn er im Ausland ausstellt. Das japanische Papier („Washi“) bringt er mit, gefaltet, geschnitten und geklebt wird dann an Ort und Stelle.

„Normale Menschen werfen altes Papier einfach weg“, wundert sich der Künstler. „Mir kommen tausend Ideen, was man daraus machen kann.“ Und wenn es ein Hut sei als Regenschutz. Seit er fünf Jahre alt ist, lässt Hirooka Papier nicht los. Damals hat er seine erste Schere in den Händen gehalten und sein erstes Kunstwerk entworfen: eine Libelle. „Ich fand es schon damals toll, wie aus einem Blatt Papier durch Falten und Schneiden etwas Mehrdimensionales entsteht.“

Freischaffender Papierkünstler ist Masatoki Hirooka seit Mitte der 60er Jahre. Er hat auf Kreuzfahrtschiffen gearbeitet und unter anderem in Tokio und New York ausgestellt. Nur in seinen eigenen vier Wänden im japanischen Yamanashi finden sich keine Papiertierchen in den Regalen oder Vitrinen. „Wenn sie fertig sind, kommen sie in eine Kiste“, sagt Hirooka.

„Die Papierwelt des Masatoki Hirooka“ ist noch bis zum 19. Oktober in den Potsdamer Platz Arkaden zu sehen. Um 14.30 Uhr demonstriert Masatoki Hirooka täglich seine Kunst.

Viola Volland

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