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Der Tag der Direktkandidaten: Unruhige Nächte, aufregende letzte Stunden

Wie verbrachten die Direktkandidaten ihren Tag? Manche ganz gelassen, andere hochgespannt

Eigentlich ist Stefan Liebich ein Politprofi, den so schnell nichts aus der Ruhe bringt. Aber die vergangenen Nächte hat er unruhig geschlafen und von der Wahl geträumt, erzählt der Pankower Linken-Direktkandidat am Sonntagmittag. „Jetzt liegt mein Schicksal in den Händen anderer Menschen, das ist schon aufregend“, sagt der 36-Jährige auf dem Weg zum Wahllokal. Zwar steht er bei der Linken auch auf dem chancenreichen Listenplatz vier, der nach den Hochrechnungen für ein Mandat reichen dürfte. „Aber wir haben auch früher schon Anlass zur Hoffnung gehabt und hinterher konsterniert dreingeschaut.“

Stefanie Vogelsang, CDU-Direktkandidatin in Neukölln, hat den Wahltag zumindest teilweise gemeinsam mit ihrem Konkurrenten von der SPD, Fritz Felgentreu, verbracht. Die beiden feierten vormittags das traditionelle Erntedankfrühstück des Neuköllner Bauern Mendler, wie Vogelsang berichtet. Und der Spannungspegel? „Die Ruhe vor dem Sturm“, sagt sie.

Karl-Georg Wellmann, der für die CDU in Steglitz-Zehlendorf direkt kandidiert, verbrachte den Tag fern der Politik: Er machte mit der Familie eine Radtour nach Glienicke, vorbei an der Pfaueninsel. Die Stimmung? „Glänzend“, sagt er, aufgeregt sei er „überhaupt nicht“. In den vergangenen Wochen habe er an den Wahlständen so viel Zuspruch wie seit 2001 nicht mehr erfahren. Deswegen sieht er dem Abend „völlig entspannt“ entgegen.

Auch Wellmanns Konkurrent Klaus Uwe Benneter (SPD) verbrachte den ersten Teil des Tages privat, bevor er sich am Nachmittag ins Willy-Brandt-Haus aufmachte: Er las in der Sonne Zeitung, ging wählen, besuchte das Grab seiner Frau – und hoffte bis 18 Uhr, „dass es sich auszahlt, dass ich vier Jahre für den Wahlkreis unterwegs war“.

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Vera Lengsfeld. -

© promo

„Entspannt“ hat die CDU-Kandidatin in Friedrichshain- Kreuzberg, Vera Lengsfeld, den Wahlsonntag begonnen. Am Morgen war sie schwimmen im Griebnitzsee, nachmittags besuchte sie die Landesgartenschau in Oranienburg. Natürlich war Hund Amy mit dabei, der im Restaurant, bei „einem netten Italiener“, auf sein Frauchen warten musste. Am späteren Nachmittag fuhr Vera Lengsfeld schließlich zur Wahlparty der Kreuzberger CDU ins Asador in die Wilhelmstraße.

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Renate Künast. -

© Kai-Uwe Heinrich

„So lange es ging“, hat die grüne Spitzenkandidatin Renate Künast geschlafen, dann einen Tee getrunken. Nach der Stimmabgabe in Friedenau hoffte sie noch auf einen Shiatsu-Massage-Termin. Ab 17 Uhr wollte sie bei der Wahlparty der Grünen im Postbahnhof vorbeischauen und sich am Abend mit ihrem Parteifreund Trittin die Fernsehauftritte aufteilen.

Der Berliner FDP-Spitzenkandidat Martin Lindner war „nicht nervös, sondern zuversichtlich“. Nach einem gemütlichen Frühstück ging die Familie mit Kind und Hund Emmy in die MühlenauGrundschule wählen. Dann versammelte man sich auf der Terrasse, aß Suppe und am Nachmittag leckeren Kuchen. Martin Lindner wollte nach einem Fernsehauftritt auf die Wahlparty des Landesverbands ins Weinhaus Habel.

Völlig abgetaucht war der grüne Direktkandidat in Friedrichshain-Kreuzberg, Christian Ströbele. Nur eines ist sicher: Traditionell wollen sich die Grünen im Rathaus Yorckstraße treffen, dort auf das Wahlergebnis warten und „bei Erfolg“ auch auf die Wahlparty in den Postbahnhof gehen. (lvt/sib)

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