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Unauffällig: Das Grace Easy ist nur am Akku mit 6,3 Ah als Elektro-Rad zu erkennen. Der Energiespeicher ist direkt am Rahmen montiert.

© Sebastian Mentzel

E-Bike Grace Easy im Test: Der Trick mit dem Kick

E-Bikes sind was für ältere Semester ohne Kraft in den Beinen. Soweit zumindest das Vorurteil. Unser Autor ist eher skeptisch vor dem Test mit dem Grace Easy.

Erst waren Single-Speed-Räder der große Trend, dann wurden Fixies zur Mode. Und jetzt ist es das E-Bike, dass für Furore sorgt. E-Bike?! Sollte ein solches Rad etwa in der Lage sein, die Herzen der Pedaleure der Gegenwart erobern zu können?! Ist so ein Rad Designerstück oder Hightech-Drahtesel? Ich gestehe gerne ein, dass ich beim Thema E-Bike nicht ganz unvoreingenommen war. Mein erster Gedanke, wenn mir jemand bis dato von einem E-Bike erzählte, war: antiquiert, schwerfällig, klobig. Etwas für ältere Semester, für Menschen mit weniger Kraft in den Beinen. Etwas für Möchtegernsportive; Fahrrad: ja, selbst in die Pedale treten: nein Danke.

Doch eines Tages entschließe ich mich, ein solches E-Bike zu testen. Einfach nur so. Da ich ansonsten ein Freund klassischer Räder bin, räume ich dem Grace Easy, das jetzt vor mir steht, natürlich nicht sonderlich viele Chancen ein. Doch wie heißt es stets: Was man nicht selbst erfahren hat, kann man schlecht beurteilen. Und vor allem sollte man etwas Unbekanntes nicht verurteilen. Also setze ich mein Vorhaben, dem E-Bike eine faire Chance zu geben, in die Tat um.

Vorfreude an der Ampel

Und so finde ich mich an einem sonnigen Herbsttag, mitten in Berlin, am Start meines ersten Selbstversuchs in Sachen Elektrofahrrad wieder. Ich stehe hinter fünf anderen Zweibereiften an der Ampel und warte auf Grün. Eigentlich führt mein Weg mich ganz woanders hin. Doch durch die Freude, dass ich womöglich gleich alles hinter mir wie angewurzelt stehen lassen werde, nehme ich diesen Umweg gern in Kauf. Rot, Gelb, Grün - Ich trete nur leicht in die Pedale und kann mir schon nach wenigen Metern ein Grinsen nicht verkneifen. Links außen schieße ich an allen vorbei, den Blick zurück verkneife ich mir. Innerlich bin ich jedoch am feiern. In einer Stadt, in der das Fahrrad größtenteils als ein Transportmittel persönlicher Eitelkeiten verwendet wird, tut es auch mal gut, den anderen Wind ins Gesicht zu blasen. Schon nach wenigen hundert Metern ist meine Meinung zu elektrisierten Fahrrädern schnell verflogen. Macht schon Spaß, so ein Rad. Innerhalb weniger Sekunden katapultiert es den Fahrer, dank einer Motorleistung von 250 Watt, in einen Temporausch.

Das zentrale Display steuert auch die Beleuchtung. Es kann rekuperiert oder in drei Stufen die Unterstützung beim Treten eingestellt werden. Die Rekuperation, also die Wiedergewinnung von Energie, ist ebenfalls in drei Stufen einstellbar.

© Sebastian Mentzel

Doch nicht nur auf dem platten Asphalt, auch in etwas selektiverem Gelände offenbart es klare Vorteile. Allein das Anfahren an Steigungen degradiert diese fast zu Maulwurfshügeln. Zudem ist dieses Bike, trotz des hohen Gewichtes von 19 Kilogramm, doch sehr beweglich und lässt sich auch in engeren Passagen gut steuern. Und dank des guten Grips der Reifen ist Haftung garantiert. Vier unterschiedliche Antriebs- sowie Rekuperationsmodi zur Energierückgewinnung beim Bremsen, stehen zur Verfügung. Eine volle Akkuladung, für die eine Ladezeit von 2,5 Stunden benötigt wird, reicht für etwa 45 Kilometer. Und mit einer Höchstgeschwindigkeit von 41 km/h bietet es für Stadtmenschen zudem eine umweltschonende Alternative zum Auto.

Nur der Preis für das E-Bike von Grace ist nicht ohne

Allerdings endet die elektrische Unterstützung bei 25 km/h. Dann wird das Treten selbst für Sportive ein echter Kraftakt, denn ohne Unterstützung machen sich Gewicht und Antrieb negativ bemerkbar. Akkuladung und Reichweite lassen sich über ein beleuchtbares LCD-Display kontrollieren. Auch was die Optik betrifft, muss sich dieses E-Bike nicht verstecken. Solide Verarbeitung und ein Leichtbaurahmen aus robustem Aluminium - passt schon. Nur der Preis von rund 3000 Euro ist nicht ohne.

Am Hinterrad werkelt ein BionX-Motor. In der Kombination mit der Nabenschaltung ist der Antrieb momentan einzigartig.

© Sebastian Mentzel

Bin ich jetzt infiziert mit dem Virus E-Bike? Nicht wirklich. Für den Preis des Grace Easy könnte ich mir mein Traumfahrrad zusammenstellen - ganz ohne Elektroantrieb. Allerdings bringt der Alltag mit einem Elektrofahrrad eine Menge Freude. Vielleicht werde ich später doch mal schwach und greife auf den eingebauten Rückenwind zurück. Nach meinem persönlichen E-Bike-Erlebnis ist so ein Rad durchaus eine Alternative, nicht nur fürs Alter.

Sebastian Mentzel

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