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Berlin: Der Veranstaltungsort an der Schönhauser Allee wird für 100 Millionen Mark umgebaut

Staubwolken wehen vorüber. Ein Chor von Presslufthämmern füllt den Hof der Kulturbrauerei mit metallischem Scheppern.

Staubwolken wehen vorüber. Ein Chor von Presslufthämmern füllt den Hof der Kulturbrauerei mit metallischem Scheppern. Ringsum sind Stapel mit Baumaterial aufgetürmt, Container mit Bauschutt stehen da. In den Gebäuden riecht es nach altem Holz und frischem Beton. "Hier wird kein Stein ohne Absprache mit dem Denkmalschutz berührt", sagt Jochen Reiter, Projektleiter der Treuhand Liegenschaftsgesellschaft. Angesichts der leeren Fensterhöhlen und der offenen Dachkonstruktionen klingt das erstaunlich.

Und das ist es auch. Reiter zeigt auf ein rundes Fenster mit 28 Feldern und sagt stolz: "Reine Handarbeit". Der Glaser nickt nachdenklich. Etwas derart Schwieriges mit so vielen Bögen macht er selten. Derweil sind Betonbauer Olaf Finke und seine Kollegen auf dem Dach damit beschäftigt, eine Brüstung zu gießen. Finke wischt sich den Schweiß von der Stirn und guckt ernst. Dem Mann aus dem Dorf Danewitz 45 Kilometer nördlich von Berlin geht es nicht schnell genug. Bis Freitag soll die Brüstung fertig sein, und Finke will den Termin um jeden Preis halten. Kein Wunder, denn am Sonnabend will er schon am Strand des Schwarzen Meeres in Bulgarien liegen und die Sonne genießen. Übrigens ist Finke einer von 400 Handwerkern und Arbeitern, die derzeit auf der Baustelle zwischen Schönhauser Allee und Knaackstraße tätig sind. 50 Firmen werkeln auf dem Gelände.

Natürlich kann der Bauherr auf alle Gebäude des 100-Millionen-Mark-Projekts stolz sein. Besonders hat es der Bauleitung aber das neue Multiplex-Kino mit 1800 Plätzen in acht Sälen angetan. Allein im großen Saal sollen künftig 650 Besucher Platz finden. Für Filme und Popcorn wird "Warner Village" sorgen. Um das Flair der alten Brauerei zu erhalten, lässt Bauleiter Franz Brauch einen alten Aufzug renovieren, mit dem früher bei Schultheiss die Fässer aus dem Keller zu den Pferdefuhrwerken im Hof gebracht wurden. "Die Besucher werden den Fahrstuhl durch Glasscheiben sehen können", sagt Brauch. Die Frage nach den Schutthaufen im Hof irritiert ihn kein bisschen. "Wir haben 23 000 Kubikmeter Schutt und Erde rausgeschafft", sagt er und beschreibt den einzigen Neubau auf dem Gelände: "In der neuen Tiefgarage wird es 260 Stellplätze geben."

Nach den Worten von Jochen Reiter sind zwei Drittel aller Flächen vermietet. Bereits im kommenden Monat soll der neue Rewe-Minimal-Supermarkt an der Schönhauser Allee eröffnen. "Der Betreiber baut sich die Räumlichkeiten selbst aus", sagt der Projektleiter.

Kultur statt Bier

Bei Schultheiss in der Schönhauser Allee wurde bis 1967 Bier gebraut. Seit 1978 stand die Brauerei auf der Liste der Denkmäler. 1990 übernahm die Treuhand das Gelände, auf dem sich (der inzwischen geschlossene) Franz-Klub und die Kulturbrauerei einen Namen machten. 1995 übernahm die Treuhand-Tochter TLG das Gelände. 1997 wurde der Plan vorgestellt, die ehemalige Brauerei für 100 Millionen Mark auszubauen: Auf 41 000 Quadratmetern Fläche sollten Kultur, Kunst, Galerien, Studios, Werkstätten und Büros angesiedelt werden. Umstritten war das neue Multiplex-Großkino. 1998 gibt es einen viermonatigen Baustopp. Doch das Oberverwaltungsgericht gab grünes Licht machte den Weg frei für die Bauarbeiten.

brun

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