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Berlin: Der Warschauer Liebespakt Comedy-Künstler helfen

Polens Homosexuellen

Der Warschauer Pakt ist wieder da, neu gegründet ausgerechnet in der Stadt, die wie keine andere für die Überwindung des ehemaligen Ost-West-Konflikts steht – in Berlin. Der „Warschauer Pakt 2006“ ist aber kein Militärbündnis wie ehedem, sondern eine Aktionsgemeinschaft mit dem Comedy-Künstler Thomas Hermanns an der Spitze. „Wir wollen die CSD-Power in Deutschland dahin richten, wo sie wirklich gebraucht wird“, sagt Hermanns. Und das sei in Berlins Partnerstadt Warschau.

CSD, das steht für den Christopher Street Day, also die alljährliche Demonstration von Homosexuellen für gleiche Rechte, zu der in deutschen Großstädten von Köln bis Berlin in jedem Sommer Hunderttausende auf die Straße gehen. In Warschau aber wurde sie in den letzten Jahren verboten. „2005 hat sie nur stattgefunden, weil Claudia Roth und Volker Beck in Warschau einfach losgelaufen sind“, sagt Hermanns weiter. So hätten die beiden Grünen-Politiker die Demonstration gesichert und zugleich verhindert, dass sie von Sicherheitskräften niedergeknüppelt wurde.

Das soll sich nicht wiederholen, befanden Hermanns, sein Schauspielerkollege Georg Uecker und andere Aktivisten aus der Berliner Homo-Szene und organisierten eine massive Unterstützung für polnische Homosexuelle. Gleich busseweise wollen die Berliner am 10. Juni nach Warschau reisen, um dort für gleiche Rechte auf die Straße zu gehen. Im Schlepptau haben sie den britischen Popstar Jimmy Somerville, der auf der Abschlusskundgebung singen wird. „Die Warschauer brauchen internationale Gäste und Stars, um Schutz zu bekommen“, sagt Hermanns weiter. Er ist überzeugt: „Die polnische Regierung fürchtet ein schlechtes Image, sollte den Gästen etwas passieren.“

Das Klima der Angst zu durchbrechen, in dem Polens Homosexuelle leben, weil ihnen nicht nur gleiche Rechte versagt, sondern auch kaum Schutz vor Verfolgung und Gewalt gewährt werden, ist das erklärte Ziel des „Warschauer Pakts 2006“. „Je mehr Ausländer bei der Parade in Warschau mitlaufen, desto besser“, sagt Hermanns.

Weil das Engagement des „Warschauer Pakts 2006“ Geld kostet, lädt Hermanns am Sonntag zu einer Solidaritätsveranstaltung in seinen Quatsch-Comedy-Club. Die polnische Band Ich Troje wird auftreten und Claudia Roth von ihren Erfahrungen auf dem Warschauer CSD des letzten Jahres berichten. Die Eintrittsgelder gehen komplett in die Unterstützung des Warschauer CSD. Das Kreuzberger Schwuz lädt darüber hinaus zu einem Diskussionsabend am kommenden Dienstag, wieder mit Thomas Hermanns. Er appelliert: „Wir dürfen der polnischen Regierung nicht durchgehen lassen, dass sie Mitglied der EU ist, aber die von der Staatengemeinschaft verbrieften Rechte Homosexueller nicht achtet.“ oew

Benefiz-Abend: „Noch ist Polen nicht verloren“ mit Thomas Hermanns, Georg Uecker, Claudia Roth und der Band Ich Troje, Sonntag, 7. Mai, 22 Uhr, Quatsch-Comedy-Club (im Friedrichstadtpalast), Eintritt: 12 Euro. Diskussionsabend im Schwuz (Mehringdamm 61) am Dienstag, 9. Mai, Eintritt frei.

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