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Berlin: Der Zaun muss weg

Warum das Bezirksamt Charlottenburg rigoros gegen ein gefährliches Blumenbeet vorgeht

Das könnte natürlich passieren: Ein Mensch möchte vor dem Restaurant „Gusto“ in der Pestalozzistraße 3 vom Bürgersteig auf die Straße wechseln. Dazu marschiert er direkt am Straßenbaum vorbei, mitten durch die Blumen, die da stehen. Die haben die Restaurantbetreiber gepflanzt. Und weil Hunde ihre Haufen auf die Blumen gesetzt haben, zogen sie einen kleinen Zaun um die Blumen. Und über diesen Zaun könnte der Mensch, der zur Straße will, stolpern und das Bezirksamt haftbar machen – fürchten die im Bezirksamt. Deshalb muss der Zaun weg.

Heike Kähler schüttelt den Kopf. „Völlig übertrieben“, findet sie das. Seit Januar 2003 betreibt die 35-Jährige das „Gusto“ zusammen mit einem Briten und einem Australier. Im Herbst haben sie das erste Mal Blumen um den Baum vor ihrer Tür gepflanzt. Weil das für die Gäste, die draußen sitzen können, netter aussieht. Dann kamen die Hunde und machten in die Blumen. „Da will doch keiner mehr Kaffee trinken“, sagt Heike Kähler. Und die Blumen sind davon eingegangen. Also haben sie, als sie im Frühjahr wieder gepflanzt haben, gleich einen Zaun gekauft. Er hat sich bewährt. Aber nun kam der Straßenbegeher von Charlottenburg-Wilmersdorf um die Ecke. Er habe seinen Ausweis gezeigt, sagt Heike Kähler, und mehrfach sein Bedauern bekundet, aber der Zaun müsse weg. Wegen der Stolpergefahr–und außerdem könnten Autotüren beim Aufstoßen zerkratzt werden oder der Baum könnte Pilze bekommen wegen der Blumen. Klaus-Dieter Gröhler, der zuständige Baustadtrat des Bezirks, bestätigt das. „Wir befinden uns da in einem heftigen Spagat“, sagt er. Zum einen sei man preußische Ordnungsbehörde, zum anderen wolle man ja bürgerschaftliches Engagement für die Stadt. Es dürfe nur nichts dabei entstehen, wofür der Bezirk haftbar gemacht werden könnte. Der Straßenbegeher hat eine Frist gesetzt. Wird die nicht eingehalten, gibt es kostenpflichtige Bescheide. Im Grunde sei schon das Bepflanzen der Baumscheiben eine unerlaubte Nutzung öffentlichen Straßenlandes, sagt Gröhler.

Heike Kähler zuckt die Achseln. Ihre beiden Kompagnons können den Streit noch weniger nachvollziehen. In Melbourne gebe es keine „Hundekägg“, sagt der aus Australien. Da räumten die Leute hinter ihren Hunden auf. Darüber wachten die Ordnungsbehörden. ari

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