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Deutliche Verluste für die Grünen in Berlin: Direktmandat in Friedrichshain-Kreuzberg ist weg
In Berlin büßen die Grünen deutlich an Stimmen ein. Viele Wähler sind offenbar zur Linken abgewandert. Das Ergebnis wird die innerparteiliche Richtungsdebatte weiter befeuern.
Stand:
Die Grünen müssen in Berlin deutliche Verluste bei der Bundestagswahl hinnehmen. Am Abend lag die Partei bei 16,9 Prozent der Zweitstimmen. Das sind rund fünf Prozentpunkte weniger als noch 2021. Damit verlieren die Berliner Grünen auch deutlich mehr als die Bundespartei, die laut Hochrechnungen am späten Sonntagabend rund drei Prozentpunkte einbüßen mussten. In Berlin waren gegen 23 Uhr 99 Prozent aller Wahllokale ausgezählt.
„Wir hatten von diesem Abend sowohl bundesweit als auch in Berlin mehr erhofft“, sagten die Landesvorsitzenden Nina Stahr und Philmon Ghirmai. Das Ergebnis wird die innerparteiliche Debatte um die Ausrichtung der Berliner Grünen weiter befeuern. Der Landesverband gilt als deutlich linker als etwa die Bundespartei. Dass die Grünen in Berlin sehr viel mehr Stimmen verloren haben als im Bund, dürfte im Realo-Flügel aufmerksam registriert werden.
Eine Zäsur ist das Wahlergebnis in Friedrichshain-Kreuzberg. Erstmals seit 2002 konnten die Grünen dort das Direktmandat nicht gewinnen. Es triumphierte Pascal Meiser (Linke). Stahr und Ghirmai bezeichneten das Ergebnis als „herben Schlag“.
Im Linken-Flügel wurden am Sonntagabend Stimmen laut, die den Mitte-Kurs von Robert Habeck dafür mitverantwortlich machten. Die langjährige Bezirksbürgermeisterin von Friedrichshain-Kreuzberg, Monika Herrmann, lobte den Kanzlerkandidaten der Grünen zwar für einen „beeindruckenden Wahlkampf“, sagte aber auch: „Sein Zehn-Punkte-Plan zur Migration hat bei uns reingehauen“.
Darin hatte Habeck eine Begrenzung der Migration und eine zügige Abschiebung von Straftätern gefordert. Auch der Fokus von Habeck, im bürgerlichen Lager Stimmen zu holen, habe im linken Kreuzberg Stimmen gekostet. „Mit der Merkel-Lücke hat er sich vertan“, bilanzierte Herrmann.

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Trotz der Niederlage in Friedrichshain-Kreuzberg können die Grünen dennoch mit drei Berliner Direktkandidaten in den Bundestag einziehen. In Pankow gewann Julia Schneider trotz der Gelbhaar-Affäre den Wahlkreis vor den Linken. In Tempelhof-Schöneberg siegte Moritz Heuberger denkbar knapp – mit 61 Stimmen Vorsprung – vor dem Berliner CDU-Spitzenkandidaten Jan-Marco Luczak.
„Wir freuen uns, dass wir die Zahl unserer Berliner Direktmandate behaupten konnten und gratulieren Julia Schneider, Hanna Steinmüller und Moritz Heuberger zu ihrem Direktmandat, sagten Stahr und Ghirmai. „Mit Pankow, Mitte und Tempelhof-Schöneberg haben wir Direktmandate in Ost und West, Außenbezirken und Innenstadt und repräsentieren einen Querschnitt der Stadt im kommenden Deutschen Bundestag.“ Dennoch habe man sich von i. . Die Landesvorsitzenden Nina Stahr und Philmon Ghirmai betonten am Sonntagabend, bevor die Berliner Ergebnisse bekannt wurden, dass die Grünen die einzige Partei der ehemaligen Ampelregierung sei, die „ihr Ergebnis weitestgehend halten konnte“, dennoch habe man sich mehr von dem Abend erhofft. (mit fha)
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