zum Hauptinhalt

DEUTSCHLANDREISE DER VORURTEILE: Im schlimmsten Fall gibt es Tote

AM FUSS DER ALPEN Dass manche Mitbürger fern der Heimat nicht unbedingt wohl gelitten sind, gilt auch außerhalb Berlins. In Bayern etwa flucht man seit Jahr und Tag auf „die Preußen“.

AM FUSS DER ALPEN

Dass manche Mitbürger fern der Heimat nicht unbedingt wohl gelitten sind, gilt auch außerhalb Berlins. In Bayern etwa flucht man seit Jahr und Tag auf „die Preußen“. Die Gründe sind historisch: Städter hier, Bauern dort, Preußen steigt auf, Bayern steigt ab: Etwa zur Zeit Wilhelms II. wächst in Bayern die Stimmung gegen die Nachbarn aus dem Norden und das Bedürfnis, sich gegen deren Führungsanspruch in der Nation zu behaupten. In zig Karikaturen und Witzen schlägt sich die Ablehnung nieder, deren Nachhall bis heute zu hören ist. Wobei heute in Bayern jeder Nichtbayer als Preuße gilt.

ÜBER DEN BODENSEE

Ähnlich ist das in der Schweiz: Was den Bayern die Preußen, sind den Eidgenossen die Schwaben, oder derber: „Sauschwaben“. Wobei auch hier nicht nur tatsächliche Schwaben gemeint sind, sondern alle, die nördlich der Landesgrenze wohnen. Retour schimpft man übrigens, ein bisschen weniger derb, auf die „Kuhschweizer“.

TIEF IM WESTEN

Ein paar Kilometer den Rhein

hinunter beharken sich seit Jahr und Tag die Kölner und die

Düsseldorfer. Offiziell begründet wird die Hassliebe mit der Schlacht von Worringen anno 1288, nach der das Erzbistum Köln an Macht einbüßte, während die Bedeutung Düsseldorfs wuchs. Vielleicht liegt es aber auch einfach daran, dass den einen Altbier nicht schmeckt und die anderen neidisch auf die Karnevalswagen der Nachbarn sind. Wie auch immer: Die beiden Rheinanrainer beweisen mit ihrem Zwist, dass Ablehnung auch unter Bundeslandsleuten möglich ist. Und jetzt alle: „Wärst du doch in Düsseldorf geblieben.“



HOCH IM NORDEN

Auch in der reservierten Seele der Norddeutschen findet sich Platz für Lokalpatriotismus. Und so spricht dann die
Hamburger Mopo regelmäßig vom „Hass-Derby“, wenn Werder Bremen auf den Hamburger SV trifft. Erklären lässt sich das wahrscheinlich wieder mal mit angekratztem Stolz: Hamburg ist Hansestadt, Bremen ist Hansestadt – wobei das kleine Bremen immer ein wenig im Schatten der mehr als doppelt so großen Schwester steht. Im harmlosesten Fall äußert sich die Rivalität in flachen Witzen: Wenn sich Hamburg mit Blick auf sein Stadtwappen als „Tor zur Welt“ bezeichnet, kontern die Bremer mit Blick auf das ihrige: „Und Bremen hat den Schlüssel dazu!“ Im schlimmsten Fall geht es tödlich aus. Wie 1982, als Fans des HSV den Werder-Fan Adrian Maleika totschlugen.

WO DIE SACHSEN HAUSEN

Bevor der Ossi-Witz nach dem Mauerfall kurzzeitig den Ostfriesen-Witz ablöste, waren auch in der DDR schon manche Landsleute beliebter als andere.

Ganz unten auf der Hitliste der Ost-Berliner beispielsweise stand der Sachse. Angeblich rekrutierte dort die Volkspolizei in großem Stil ihren Nachwuchs. Auch hat sicher nicht geholfen, dass der gebürtige Leipziger Walter Ulbricht als SED-Chef viele hochrangige Parteiposten mit Landsleuten besetzte. „Sachsenhausen bei Berlin, und Sachsen hausen in Berlin!“, witzelte man damals. mho

em Zwist[dass Ablehnung auch unter B, eslandsleuten möglich ist.], jetzt alle: „Wärst du doch in Düsseldorf geblieben.“

Zur Startseite

showPaywall:
false
isSubscriber:
false
isPaid:
showPaywallPiano:
false