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Berlin: Dickfellig

Ist schon spannend, wie die „Aktionswoche“ gegen Hundekot wohl ausgeht, die heute von den Ordnungsämtern gestartet wird. Mit Plakaten und Tüten wollen sie renitente Hundebesitzer aufrütteln und freundlichst animieren, gewisse Hinterlassenschaften doch bitte selbst zu entsorgen.

Ist schon spannend, wie die „Aktionswoche“ gegen Hundekot wohl ausgeht, die heute von den Ordnungsämtern gestartet wird. Mit Plakaten und Tüten wollen sie renitente Hundebesitzer aufrütteln und freundlichst animieren, gewisse Hinterlassenschaften doch bitte selbst zu entsorgen. Wir wünschen der Aktion, die seit Wochen von den Bezirken als segensreiche Großtat angekündigt wird, alles Beste. Es wurde auch wirklich Zeit, etwas gegen die Verwahrlosung auf den Straßen zu tun. Den Druck der Ämter haben wir insgeheim vermisst, uns mehr Kontrollen des Häufchengesetzes und mehr Kiezstreifen gewünscht. Die Aktionswoche wird’s richten. Aber Moment mal: Aus den Archiven erfahren wir, dass sich die Berliner schon im 18. Jahrhundert über den Hundekot ärgerten. Immer wieder gab es später Sauberkeitsappelle und -verordnungen – auf die schlicht gepfiffen wurde. Kurt Tucholsky ärgerte sich in den 20er Jahren beim ständigen Reintreten über die „dickfelligen, erbarmungslosen Hundehalter“. Wir erinnern uns beim Lesen verstaubter Schriften auch an die erste Berliner Hundetoilette, von 1973. Mit welchen Erwartungen an eine saubere Stadt war sie verbunden! Und nun startet die großangelegte Aktionswoche! Spannend? Nein, rührend.

Christian van Lesssen

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