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Berlin: Die Angst vor der Nachtschicht

Angriffe auf Busfahrer häufen sich. Eine Trennscheibe könnte ihnen mehr Schutz bieten

Von Sandra Dassler

„Viele lassen die Wut über höhere Preise an uns aus“ – für Busfahrer Erwin K. (Name geändert) sind die drei brutalen Angriffe auf BVG-Kollegen seit Monatsbeginn kein Zufall: „Zum Glück meckern die meisten nur. Dass einer handgreiflich wird, ist die Ausnahme und fast nie vorherzusehen oder zu verhindern. Absolute Sicherheit kann es für Busfahrer genauso wenig geben wie für Taxifahrer und eigentlich alle, die am öffentlichen Leben teilnehmen.“

Das weiß auch Thomas Elstermann, der im Gesamtpersonalrat der BVG für die Omnibusse zuständig ist. Trotzdem hat ihn die Ankündigung seines Vorstands, man wolle auf Sicherheitsscheiben zwischen Fahrerkabine und einsteigenden Passagieren wahrscheinlich verzichten, gestern überrascht: „Wir müssen die Ergebnisse des Versuchs mit den Trennscheiben abwarten. Bisher ist ja erst ein Bus damit ausgestattet, ein zweiter wird folgen.“ Bei den Fahrern, die bislang die Trennscheibe testeten, seien die Meinungen unterschiedlich, berichtet Elstermann: „Etwa die Hälfte fühlt sich sicherer, die andere Hälfte in ihrer Bewegungsfreiheit eingeschränkt.“ Den Einwand von BVG-Sprecher Klaus Wazlak, es sei abzuwägen, ob die Trennscheibe den erwünschten direkten Kontakt zum Kunden einschränke, will der Personalrat nicht gelten lassen: „Die Fahrer können die Scheibe hoch- oder runterfahren, also selbst entscheiden, wann sie sich eine Art Schutz zulegen. Deshalb fanden wir die für englische Busse serienmäßig hergestellten Scheiben ja so attraktiv. So kann beispielsweise der Fahrer der Linie 129 am Ku’damm offen mit Touristen plaudern und später in Kreuzberg die Scheibe schließen.“

Bei den BVG-Fahrern sind besonders die Nachtbuslinien gefürchtet. In jüngster Zeit erhöht sich außerdem – so die Verantwortlichen – die Zahl von Attacken, bei denen Passagiere aus Gründen ausrasten, die mit der Busfahrt nichts zu tun haben. Dagegen helfen auch die regelmäßigen Deeskalations-Schulungen wenig. Für Fahrer, die nach einem Überfall ihre Ängste nicht überwinden können, seien bislang bei der BVG immer ersatzweise Arbeitsplätze angeboten worden, lobt Personalrat Elstermann. Und hofft, dass dies trotz Personalabbaus so bleibt.

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