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Berlin: Die Attentäter der Synagoge bleiben im Dunkeln

Von Frank Jansen Rätselraten bei der Polizei: Einen Tag nach dem Brandanschlag auf die Synagoge am Kreuzberger Fraenkelufer hat die Polizei noch keinen Hinweis auf den oder die Täter. Am Sonntagabend war gegen 21 Uhr 35, wie berichtet, eine Brandflasche auf das Gelände der Synagoge am Kreuzberger Fraenkelufer geflogen.

Von Frank Jansen

Rätselraten bei der Polizei: Einen Tag nach dem Brandanschlag auf die Synagoge am Kreuzberger Fraenkelufer hat die Polizei noch keinen Hinweis auf den oder die Täter. Am Sonntagabend war gegen 21 Uhr 35, wie berichtet, eine Brandflasche auf das Gelände der Synagoge am Kreuzberger Fraenkelufer geflogen. Der Molotow-Cocktail zerplatzte auf dem Rasen vor dem Gebäudekomplex. Ein Polizist konnte die Flammen austreten, es entstand kein Schaden. Die Sicherheitsbehörden vermuten, dass ausländische Extremisten für den Anschlag verantwortlich sind. Die Ermittlungen übernahm am Montag die zuständige Abteilung im polizeilichen Staatsschutz. Ein Bekennerschreiben oder einen entsprechenden Anruf gibt es bislang nicht. Für Hinweise, die zur Ergreifung des Täters führen, lobte der amtierende Polizeipräsident Gerd Neubeck eine Belohnung von 3000 Euro aus.

Die Jüdische Gemeinde verurteilte „die Untat aufs Schärfste“ und bedankte sich bei dem Wachmann für sein mutiges Einschreiten. Innensenator Ehrhart Körting (SPD) sagte, es werde alles unternommen, um den oder die Täter zu fassen. Die Grünen sprachen von einem „Anschlag auf das Recht der freien Religionsausübung“ und „auf das friedliche Miteinander in Berlin“.

Die Brandflasche flog vom östlichen Nachbargrundstück über die begrenzende Hecke auf das Areal der Synagoge. Montagmorgen sicherten Teams der Kriminalpolizei die Spuren. Statt nur eines Beamten sichern nun zwei Polizisten das Gotteshaus. Dieses und einen Teil des benachbarten Gartens sperrte die Kripo mit rot-weißen Plastikbändern ab. Die teilweise verwilderte Gartenfläche gehört zu einem ehemals besetzten Haus, an dem Anti-Krieg-Transparente hängen. Nur unwillig äußerten sich herauskommende Bewohner. „Wat is’ da schon groß passiert? Is’ doch nur wat rübergeflogen“, meinte eine Frau. Ein Mann mit Kaffeetasse in der Hand sagte mürrisch, er habe „Feuerwehrlalülala“ gehört. Die Bewohner des Hauses seien wegen des Rummels „ziemlich abgenervt“. Nach Ansicht eines türkischen Passanten sind die Täter unter den in der Nähe wohnenden Arabern zu vermuten. Sie seien „ aggressiv und gewalttätig“. Motiv für den Anschlag sei wahrscheinlich die Wut auf Israel wegen der Militäraktionen in den Gebieten der Palästinenser.

Mit dem jüngsten Angriff ist die Serie antijüdischer Attacken weiter eskaliert. Am 17. März waren bei einem Sprengstoffanschlag auf den Jüdischen Friedhof in Charlottenburg die Trauerhalle und der Innenhof des Eingangs beschädigt worden. Neubeck setzte 5000 Euro für sachdienliche Hinweise aus, doch konnte bislang kein Täter ermittelt werden. Ostern wurden zwei orthodoxe Juden auf dem Kurfürstendamm verprügelt. Vor zwei Wochen überfielen zwei Personen, möglicherweise Araber, eine jüdische Mutter und ihre Tochter in der U-Bahn. Einer der Angreifer riss der Tochter eine Kette mit Davidstern vom Hals und schlug ihr ins Gesicht. In der Nacht zum vergangenen Freitag beschmierten Unbekannte ein jüdisches Mahnmal in Tiergarten.

Die Synagoge am Fraenkelufer war schon mehrmals Ziel antijüdischer Attacken. Eine der schwersten geschah im Oktober 2000: Mit mehreren Steinwürfen zerstörten Unbekannte zwei Fensterscheiben der Synagoge.

Die Synagoge wurde von 1813 bis 1816 errichtet. In der Pogromnacht des 9. November 1938 brannte das Hauptgebäude aus. Ab 1942 missbrauchten die Nazis das Gotteshaus als Magazin für geraubtes jüdisches Eigentum. Durch Bombenangriffe wurde das Hauptgebäude weiter zerstört. 1958 folgte der Abriss. Übrig blieb nur ein Seitenflügel.

Wie lange die Betonstele, auf der an die Pogromnacht des 9. November 1938 erinnert wird, schon beschmiert ist, bleibt unklar. Auf der Rückseite prangt ein roter Schriftzug. Das Graffito sieht aus wie das arabische Schriftzeichen, das ausgesprochen wird wie das deutsche „ß“.

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