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Berlin: „Die Bücherei bringt Leben ins Schloss“

Streit um Nutzung des Schlossneubaus: Landesbibliothek wehrt sich gegen „Rauswurf“

Ärger und Kampfeswille in der Berliner Zentral- und Landesbibliothek: Seit am Montag bekannt wurde, dass ihr schon fest ins Auge gefasster Umzug ins neu zu erbauende Berliner Schloss stark gefährdet ist, geht ihr Vorstand in die Offensive gegen den „Rauswurf“. Die Berliner müssten sich angesichts der neuen, eingeschränkten Platzsituation noch einmal überlegen, „wie sie das Schloss und den Schlossplatz für sich und ihre Gäste nutzen wollen“, sagte gestern die stellvertretende Direktorin der Bibliothek, Gabriele Beger. Aus ihrer Sicht würde nur eine große öffentliche Bücherei im Schloss die Stadtmitte „multikulturell beleben, wie dies im Centre Pompidou in Paris der Fall ist.“ Alleine mit Museumsräumen sowie dem geplanten Gastronomie- und Konferenzzentrum „Agora“ sei dieses Ziel nicht zu erreichen.

Wie berichtet, wird die Nutzfläche des künftigen Schlossneubaues geringer sein als bisher angenommen. Nach Darstellung von Kulturstaatsminister Julian Nida-Rümelin geht dies auf einen Rechenfehler der Internationalen Expertenkommission zurück, deren Mitglieder sich Gedanken über die Zukunft des Schlossplatzes machten. Ihr Vorsitzender Hannes Swoboda widersprach allerdings gestern; die Nutzungswünsche und angegebenen Flächen seien überzogen gewesen.

Nach den bisherigen Vorstellungen sollen im Schloss neben der Landesbibliothek die Dahlemer Museen der Stiftung Preußischer Kulturbesitz einziehen. Außerdem sollen die „Agora“ und die naturwissenschaftliche Sammlung der Humboldt-Uni Platz finden. 100 000 Quadratmeter würden gebraucht, doch nun sind nur rund 60 000 vorhanden.

Die Stiftung Preußischer Kulturbesitz machte bereits am Montag klar, dass sie keinesfalls verzichten wolle und wurde von Minister Nida-Rümelin unterstützt. Zugleich warb sie für den Gedanken einer vergrößerten Museumsinsel. Deren museales Angebot werde durch den Umzug von Dahlem nach Mitte erweitert. Da alleine die Dahlemer Sammlungen 40 000 Quadratmeter benötigen, bleibt für die Bibliothek zu wenig Platz – obwohl deren Leitung bereits zurückging und noch „minimal 26 000 Quadratmeter“ beansprucht. Ursprünglich sollten neben der öffentlichen Bücherei auch die Bestände umziehen, diese will man nun am nahen Standort Breite Straße unterbringen und fordert umgekehrt von den Museumsleuten eine ähnliche Kompromissbereitschaft, um doch noch beide Einrichtungen ins Schloss zu bringen. Kultursenator Thomas Flierl (PDS) warnte gestern davor, die Bibliothek aus dem Schloss herauszunehmen. „Wenn eine der größten öffentlichen Büchereien Deutschlands einzieht, wird der Schlossplatz viel lebendiger als alleine durch Museen.“cs

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