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Berlin: Die ersten Retter und die Suchhund-Staffel des Arbeiter-Samariter-Bundes sind zurückgekehrt

Vor der Abfertigungshalle des Flughafen Tegel parkten in der Nacht von Sonntag auf Montag mehrere weiß-gelbe Transporter des Arbeiter-Samariter-Bundes (ABS). Reisende, die den Anlaß nicht wussten, müssen sich gewundert haben.

Vor der Abfertigungshalle des Flughafen Tegel parkten in der Nacht von Sonntag auf Montag mehrere weiß-gelbe Transporter des Arbeiter-Samariter-Bundes (ABS). Reisende, die den Anlaß nicht wussten, müssen sich gewundert haben. Denn die ABS-Helfer kommen normalerweise, wenn Menschen in Not sind und Hilfe brauchen. Doch spätestens nach dem Betreten der Halle klärten sich die meisten Fragen. Zahlreiche Samariter hatten sich vor dem Schalter des Fluges aus Frankfurt versammelt, um dort ganz offensichtlich auf jemanden zu warten. Einige halten einen Spruchband hoch, wo draufsteht: "Ihr habt es geschafft. Herzlich willkommen in Berlin." Andere warten mit Rosen in der Hand. Dann endlich ist es soweit. Nach und nach kommen die erwarteten Gäste durch die Sperre.

Müde, aber mit glücklichen Gesichtern kehrten gestern Nacht die Männer und Frauen der Suchhund-Staffel des Arbeiter-Samariter-Bundes (ASB) von ihrem Einsatz in der Türkei zurück. "Wir haben Menschenleben gerettet. Die Mühe hat sich gelohnt. Das ist ein tolles Glücksgefühl", sagte Detlef Kühn, der Einsatzleiter der Berliner Hilfstruppe nach seiner Ankunft auf dem Flughafen Tegel. Seit Dienstag vergangener Woche hatte er mit neun anderen Mitgliedern vom Landesverband in Gölcük und Umgebung - dem Epizentrum des Erdbebens in der Türkei - nach Verschütteten gesucht.

Als Detlef Kühn durch die Sperre des Ankunft-Schalters in Tegel kam, hatte er in den Haaren noch den Staub aus Gölcük und unter dem Arm einen Stapel türkischer Zeitungen. Der Empfang war herzlich: Zahlreiche andere Mitglieder des ASB brachten rote Rosen mit. Aber mit im Gepäck war auch die Erinnerung an eine Zerstörung, wie er sie in seinem ganzen Leben "noch nie erlebt hat", wie Kühn sagt. Bei 62 Bergungen hätten die Samariter mitgeholfen. Vier Menschen seien noch am Leben gewesen. Außerdem hätten sie bei 36 Verschütteten die entscheidenden Hinweise gegeben, Freunde und Verwandte hätten sie dann ausgegraben. "Ein Vater hat mich in den Arm genommen, weil wir einer seiner beiden Töchter gerettet haben. In so einer Situation spielen Zahlen keine Rolle", meinte er. Manchmal hätte das Team 20 Stunden gebraucht, um einen Menschen zu retten. Die Bergung des achtjährigen Mädchen am vergangenen Sonnabend sei einer seiner glücklichsten Augenblicke gewesen.

Auch für ihn, der schon bei den Hilfsaktionen nach dem Erdbeben in Erzincan 1992 mitgemacht habe, sei die Mission nicht einfach gewesen. "Den Anblick von Leichen kann man eben nicht trainieren", meinter er. Schwierig sei es auch gewesen, verzweifelten Verwandten, die glaubten, unter den Trümmern Stimmen gehört zu haben, haben zu eklären, dass dort kein Leben mehr ist. "Spürhunde können nicht ewig riechen", erklärte Gisela Ruschpler, die immer noch sehr gerührt wirkte. Das zu vermitteln sei nicht immer einfach gewesen, wenn Menschen riefen: Kommt schnell, ich höre Stimmen. "Ich dachte, das steckst du ganz gut weg", meinte sie. Auch vermutet sie, dass die ersten Tagen ungewohnt würden. "Wenn zum Beispiel das Rütteln im Rücken fehlt", mutmaßte sie. Denn ab und zu habe es Nachbeben gegeben. Für sie sei das der erste Auslandseinsatz gewesen. In den vergangenen Tagen sei vieles Unnatürliche zur Gewohnheit geworden. Zum Beispiel habe es durch Nachbeben Nachts im Rücken gegerüttelt. Vielleicht würde sie sich nun wundern, wenn das jetzt fehle. Für sie sei das der erste Auslandseinsatz, doch sie ist ist jetzt schon sicher: "Solche Einsätze werden nie Routine."

Die meisten Samariter haben bereist gestern ihre normale Arbeit wieder aufgenommen, denn die wie die meisten Mitglieder arbeiten sie für den ABS ehrenamtlich. Für die Zeit der Katastrophen werden sie in der Regel vom Arbeitgeber freigestellt.

Suzan Gülfirat

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