zum Hauptinhalt

Berlin: Die Fahrgäste sind die Dummen

Bahn und Senat stritten lange über S-Bahnhof Charlottenburg. Jetzt fahren statt Zügen Busse

Das ist Berlin. Monatelang haben sich der Senat und die Bahn beim Umbau des S-Bahnhofs Charlottenburg gestritten, die Arbeiten haben sich deshalb um vier Monate verlängert. Dadurch steigen die Kosten, und Fahrgäste der S-Bahn müssen weiter in Busse umsteigen, weil der Abschnitt zwischen Charlottenburg und Zoo gesperrt bleibt. Der Streitpunkt selbst ist dabei immer noch vorhanden. Die Verzögerung der Arbeiten hat daran nichts geändert.

Am S-Bahnhof Charlottenburg sollen auf Wunsch des Senats die Bahnsteige näher an den U-Bahnhof Wilmersdorfer Straße rücken, so dass sich die Wege beim Umsteigen von 230 Meter auf 78 Meter verkürzen. Weil dafür Bäume an der Bahnböschung gefällt werden mussten, soll auf dem Stuttgarter Platz als Ausgleich eine Grünanlage entstehen. Über den Kaufpreis kamen Bahn und Senat bis zur geplanten Aufnahme der Arbeiten jedoch nicht überein. Der Senat will eine Million Euro zahlen, die Bahn fordert 3,5 Millionen Euro. Weil man sich nicht einigen konnte, weigerte sich Stadtentwicklungssenator Peter Strieder (SPD), den Anteil des Landes an den Umbaukosten des Bahnhofs in Höhe von fünf Millionen Euro zu zahlen. Insgesamt sind die Kosten mit etwa 20 Millionen Euro veranschlagt.

Weil Strieder kein Geld herausrückte, begann die Bahn auch nicht mit den Arbeiten, obwohl die S-Bahn Strecke zwischen Charlottenburg und Zoo am 24. Februar gesperrt wurde. Hier erneuert die Bahn die Gleise in eigener Regie. Gleisneubau und Bahnhofsumbau sollten am 14. Dezember so weit sein, dass die S-Bahn wieder hätte fahren können. Jetzt müssen die Fahrgäste bis zum 19. April 2004 warten. Allein der längere Ersatzverkehr mit Bussen kostet über 320 000 Euro. Auch die Baukosten steigen. Die Bahn fordert nun, dass Berlin einen Teil davon übernimmt.

Über den Grundstückspreis hat man sich dabei noch immer nicht geeinigt. Strieder und Bahnchef Hartmut Mehdorn haben lediglich vereinbart, den Baustopp aufzuheben. Seit August wird deshalb gebaut. Den Preis will man festlegen, sobald der Bebauungsplan geändert ist. Noch ist die vorgesehene Grünfläche als Bauland ausgewiesen.

Um den neuen Fahrplan noch zu ändern, war dies nach Angaben der Bahn jedoch zu spät. Nachträglich sei dies nicht mehr möglich gewesen. Deshalb halten die Züge der Regionalexpresslinien RE 1 und RE 3 vom 14. Dezember an nicht mehr in Charlottenburg. Die Regionalbahn RB 10 fährt auch nicht mehr zur Friedrichstraße. Fahrgästen bleibt dann nur noch der Umstieg in die Busse, die die Bahn als Ersatz zwischen Charlottenburg und Zoo fahren lässt. Ein Beschleunigen der Arbeiten, um doch im Zeitplan zu bleiben, hätte nach Bahnangaben 1,5 Millionen Euro gekostet.

Zur Startseite

showPaywall:
false
isSubscriber:
false
isPaid:
showPaywallPiano:
false