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Berlin: Die Filme zum Ärgernis

Graffitisprayer nerven – und machen Filme. Festival „Rhythm of the Line“ zeigt sie

Angst davor, dass wutentbrannte Hausbesitzer ihnen die Filmrollen um die Ohren hauen haben sie offenbar nicht. Keine Taschendurchsuchungen, keine Gesichtskontrollen im Kreuzberger EiszeitKino. Dabei werden dort beim Festival „Rhythm of the Line“ gerade Filme von Graffitisprayern über Graffitisprayer gezeigt, einer der Sponsoren ist Molotow, ein international bekanntes Versandhaus für Spraydosen. Dass die Sprühbilder eine höchst umstrittene Kunst sind, ist Filmfestorganisator Thomas Peiser auch bewusst. Er hat auch versucht, mit Gesprächsrunden mehr zu bieten als bloße Anschauung.

„Jeder Sprüher hinterlässt nicht nur einen originellen Abdruck, sondern auch eine emotionale Spur“, heißt es in der Festival-Ankündigung, laut Peiser ist es Deutschlands erstes Graffiti- und Hiphop-Filmfestival. Bis Montag werden insgesamt 56 Filme gezeigt. Peiser ist wichtig, dass das Festival nicht nur Filme über illegale Sprühaktionen zeigt. Es laufen auch Filme, die Jugendlichen einen Denkanstoß geben sollen. „Sie sollen sich einen Kopf über ihr Handeln und die Konsequenzen machen“, sagt er und hat Verständnis dafür, dass mancher die Graffitikunst ablehnt. Um den Dialog mit allen Gruppen herzustellen, luden die Organisatoren sogar Polizisten aus der Sonderkommission „Graffiti“ ein, die auf dem Festival mit den Sprayern sprachen. Eine für Karfreitag geplante Podiumsdiskussion habe ausfallen müssen, mangels „gegnerischer“ Gesprächsbereitschaft.

Karl Hennig wäre gerne zur Diskussion gekommen. Er ist Vorsitzender von „Nofitti - Bürgerinitiative zur Rettung des Berliner Stadtbildes“. Die Aktivisten wollen vor allem durch Aufklärung und Kontakt mit potenziellen Sprayern Sachbeschädigungen durch Graffiti eindämmen. Von dem Festival hat er aber noch nichts gehört. Die Bemühungen der Organisatoren, die legalen Aspekte von Graffiti hervorzuheben, nimmt er nicht ernst. „90 Prozent der Graffiti sind illegal, und nur diese werden von der Szene anerkannt!“, sagt er. Und zum Anti-Graffiti-Kongress, den „Nofitti“ am 7. April veranstaltet, hat Hennig keinerlei Gesprächsbereitschaft aus der Szene vernommen. Die einzige Reaktion sei ein aggressiver Aufruf zu einer Gegendemonstration gewesen.

Festivalchef Peiser möchte die Diskussion vielleicht noch am Montag nachholen, falls sich doch noch Diskutanten finden. Stoff für solch ein Gespräch scheint ausreichend vorhanden. bech

Hauptspielort ist das Kino Eiszeit, Zeughofstr. 20, Kreuzberg. Programm unter www.rotl.de

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