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Berlin: Die Gefühle müssen raus

Die 16-jährige Valentine schreibt Lieder über sich und hat jetzt ihr erstes Album veröffentlicht

Der erste Liebeskummer kann zu schlaflosen Nächten, Appetitlosigkeit oder Hautausschlag führen. Die 16-jährige Valentine aus Friedrichshain komponierte vor lauter Trauer ihre erste Single „Feel So Bad“, die im Moment auf Platz 33 der deutschen Single-Charts rangiert. Stundenlang setzte sie sich ans Klavier, summte die Textzeile immer und immer wieder vor sich hin bis der Song fertig war. Seit gestern steht ihre erste CD „Ocean Full Of Tears“ in den Läden.

Während ihre Freunde in diesen Tagen in die Ferien starten und sich vom Klausurstress erholen, tritt Valentine – ihren Nachnamen hält sie geheim – im Fernsehen auf und stellt ihr Album vor. „Das klingt vielleicht blöd, aber die Schule hält mich nur auf“, sagt die Elftklässlerin. Komischerweise hört sich das aus ihrem Mund gar nicht arrogant an, sondern vernünftig. „Ich will später in Leipzig Musik studieren. Das geht auch ohne Abi.“ Für dieses Jahr hat sie sich von der Schule beurlauben lassen. Statt die Ferien im Schwimmbad zu verbringen, tourt sie mit Meat Loaf und der Berliner Band Elikan Dew.

Mit fünf Jahren hat Valentine begonnen, Klavier zu spielen. Noten kann sie bis heute nicht lesen. „Ich habe immer meiner Lehrerin nachgespielt und so mein Gehör geschult“, sagt sie. Russische Komponisten und deren melancholische Melodien lagen ihr schon als Kind. Auch ihr Album klingt manchmal sehr traurig. Sie singt über Liebeskummer und dass sie sich nicht unterkriegen lässt. „Manche denken, meine Texte sind verlogen, und ich könnte diese Erfahrungen gar nicht selbst gemacht haben“, sagt sie. „Dabei ist es mir wichtig, Emotionen zu transportieren, die ich selbst erfahren habe oder von denen mir andere erzählen.“

Auch wenn Englisch nicht ihre Muttersprache ist, kann sich Valentine darin am besten ausdrücken, sagt sie. „Die Leute denken immer: Deutsch, das verstehen wir. Dabei sind viele Songtexte so verworren, dass man sie nicht auf Anhieb kapiert.“ Ihre englischen Texte lassen auch ein internationales Publikum aufhorchen. So wie auf der „Adopt a Minefield“-Benefizgala in Düsseldorf, zu der sie Ex-Beatle Paul McCartney einlud. Den Kontakt hatte ihre Plattenfirma hergestellt. Cat Stevens alias Yusuf Islam lobte hinterher ihren Unplugged-Auftritt am Flügel.

Vor einem Starkult hat sie keine Angst. Toll sei es, so viele Prominente kennen zu lernen. Sie träumt davon, Coldplay-Sänger Chris Martin zu begegnen, „obwohl ich bestimmt vor Aufregung kein Wort rausbrächte.“ Nachdem sie neulich das Konzert der Band gesehen hatte, setzte sie sich zwei Stunden ans Klavier und komponierte. „Britpop inspiriert mich. Diese Musik ist zeitlos.“

Ihren schnellen Aufstieg, den Plattenvertrag bei EMI hat sie nicht nur ihrer reifen Stimme zu verdanken. Valentines Mutter spielte in einer Band, ihr Vater ist Tontechniker. Der Freund ihrer Mutter, der Bassist Robert Gläser, produzierte das Album. Eine Zeit lang spielte Valentine regelmäßig im Quasimodo. Fühlt sie sich wohl in dieser Erwachsenenwelt? „Für mich ist es eine Ehre, wenn ältere Leute meine Musik mögen“, sagt sie. „Jugendliche gehen eher danach, ob jemand gute Klamotten trägt oder hübsch geschminkt ist. Erwachsene beurteilen die Musik.“ Wenn Valentine neben der Musik Zeit bleibt, zeichnet sie. Entweder abstrakte Formen oder Menschen mit traurigen, lachenden oder nachdenklichen Gesichtszügen. „Das ist so ähnlich wie Musik machen. Dabei geht es ja auch darum, Gefühle abzubilden.“

Konzert mit Elikan Dew am 13. August beim ABC-Open Air in Köpenick. Weitere Infos www.valentine-music.com

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