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Berlin: Die Gretchenfrage: Wie hältst du’s mit dem Abendmahl? Streit um Eucharistie spaltet den Ökumenischen Kirchentag, bevor er begonnen hat

Hunderttausende kommen zum Kirchentag. Keiner will wissen, wer von ihnen Katholik ist oder Protestant.

Hunderttausende kommen zum Kirchentag. Keiner will wissen, wer von ihnen Katholik ist oder Protestant. Bei den beiden ökumenischen Abendmahlsfeiern am Donnerstag und Sonnabend in der Gethsemane-Kirche in Prenzlauer Berg ist aber genau das die entscheidende Frage. Denn katholische Priester dürfen nur an Katholiken die Hostie und den Wein austeilen. Umgekehrt dürfen sich katholische Gläubige nur von katholischen Priestern die Hostie reichen lassen. Der Streit um die beiden Gottesdienste hat bereits im Vorfeld gezeigt, wie viel Katholiken und Protestanten trotz aller Bekenntnisse zur Ökumene nach wie vor trennt – zumindest die Kirchenleitungen.

Für die beiden Reformbewegungen „Kirche von unten“ und „Kirchenvolksbewegung“, die die beiden Gottesdienste veranstalten, ist das gemeinsame Abendmahl der Kernpunkt des Großereignisses. „Was ist überhaupt noch ökumenisch am Kirchentag?“, fragt Wir-sind-Kirche-Sprecher Christian Weisner, „jetzt, nachdem die beiden Abendmahlsfeiern nicht ins offizielle Programm aufgenommen wurden?“

„Wir respektieren die Haltung der katholischen Kirche“, heißt es aus der Kirchentagsleitung. Deshalb habe man die gemeinsamen Abendmahlsfeiern aus dem Programm gelassen. Stattfinden werden sie inoffiziell – und von Radio und Fernsehen übertragen. Worum dreht sich der Streit?

Protestanten glauben, dass die Pfarrer das Abendmahl im Namen Jesu Christi austeilen und dass dieser alle getauften Christen dazu eingeladen hat. Deshalb hat ein protestantischer Pfarrer keine Probleme damit, das Abendmahl auch an Katholiken auszuteilen.

So einfach ist es für einen Katholiken nicht. Er darf sich eigentlich niemals von einem evangelischen Pfarrer Hostie und Wein reichen lassen. Denn nach katholischen Verständnis sind nur geweihte katholische Priester dazu in der Lage, denn nur sie stehen nach katholischer Lesart in der Nachfolge der Apostel. Und ein Priester darf nur in Notfällen an Protestanten das Abendmahl ausgeben, zum Beispiel wenn sie todkrank sind. Im Grunde erkennt die katholische Kirche den protestantischen Gottesdienst nicht als gleichwertig an, das evangelische Abendmahl ist in ihren Augen ungültig.

Dem katholischen Priester, der das Abendmahl am Donnerstag auch an evangelische Gläubige austeilt, droht der katholische Erzbischof Georg Sterzinsky mit Konsequenzen. Damit der Mutige nicht vorher von seinen Kirchenoberen unter Druck gesetzt wird, soll sein Name bis zum Beginn des Gottesdienstes am Donnerstag unbekannt bleiben.

Am Donnerstag um 18 Uhr gibt es eine katholische Eucharistiefeier mit „offener Kommunion“ in der Gethsemane-Kirche. Eine evangelische Pfarrerin predigt. Am Sonnabend um 18 Uhr predigt ein katholischer Pfarrer dort bei einem evangelischen Gottesdienst.

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