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Berlin: Die Kündigung von Zumthor „ist unrealistisch“

Topographie: Rainer Weitschies vom Büro des Architekten ist überzeugt, dass Bund und Land weiter an dem teuren Bau festhalten

Kulturstaatsministerin Weiss hat kein Verständnis mehr, dass sich der Bau der geplanten Gedenkstätte Topographie immer wieder verzögert, und droht mit einem Neubeginn der Planungen. Ist das Architektenbüro Peter Zumthor an der Verzögerung schuld?

Nein. Wir sind im Zeitplan, der im vergangenen Jahr aufgestellt worden ist. Jetzt warten wir auf die Zustimmung des Bundes. Manchmal mahlen die Mühlen eben langsamer.

Noch einmal: War Zumthor für die Verzögerungen in der Vergangenheit verantwortlich?

Vor dem Architekturwettbewerb Mitte der neunziger Jahre standen die Kosten von rund 39 Millionen DM für die Topographie fest. Dann gab es später den Entwurf von Herrn Zumthor, der auf 45 Millionen DM veranschlagt wurde. Da wussten wir, dass das nicht realistisch ist. Es wurden von vielen Leuten Fehler in den Berechnungen gemacht. Von uns genauso wie in der Bauverwaltung. Dass man sich verkalkuliert, liegt aber in der Art und Weise der Konstruktion. Es ist eine Konstruktion, die noch nie jemand gebaut hatte. Es wusste keiner, wie man die Konstruktion im Detail umsetzen kann.

Sie wussten damals schon, dass die Topographie viel teurer wird?

Ja. Wir haben auf der Beamtenebene darauf hingewiesen, aber es wurde immer wieder abgewunken. Politisch hieß es immer wieder, wenn wir das nach außen tragen, dann ist das Projekt tot. Erst als Peter Strieder 1999 das Ressort Bauen übernahm, wurden die Kosten für das gesamte Projekt wirklich berechnet. Dann ging die Firma Engel & Leonhardt bekanntlich in die Insolvenz. So mussten wir den Rohbau wieder neu ausschreiben. Alle Angebote lagen aber über dem Budget. Deshalb mussten wir die Konstruktion radikal umplanen. Das war im letzten Sommer. Dann kam es wieder zum Vergabeverfahren – und kurz vor dem Zuschlag, im Herbst 2003, ging die Firma Heibus in die Insolvenz. Diese Verzögerungen kamen also auch durch die Insolvenz von zwei Bauunternehmen.

Garantieren Sie, dass der Kostenrahmen von 38,5 Millionen Euro jetzt eingehalten werden kann?

Wir haben Angebote für das Stabwerk, für die Verglasung und weite Teile der Innenausstattung. Das sind über zwei Drittel der restlichen Bauarbeiten. Das Risiko der Kostenexplosion ist jetzt deshalb wesentlich geringer. Wir glauben, dass wir den knappen Kostenrahmen einhalten können.

Wann könnte der Bau jetzt fertig werden?

Unter der Voraussetzung, dass jetzt die Aufträge vergeben werden, könnten ab September die ersten Stabwerke auf der Baustelle stehen. Mit der Fertigstellung rechnen wir 2007.

Was machen Sie, wenn sich sowohl der Bund als auch das Land von Ihren Entwürfen verabschieden?

Das ist unrealistisch.

Ist Ihnen diese Möglichkeit nicht signalisiert worden?

Nein. Solange niemand direkt mit dieser Möglichkeit an uns herantritt - und das war in der Vergangenheit auch nicht der Fall - nehmen wir solche Äußerungen nicht ernst.

Das Gespräch führte Sabine Beikler.

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