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Berlin: Die Lage ist brenzlig

Staubtrockene Felder, ausgedörrter Boden: In und um Berlin herrscht höchste Waldbrandgefahr. Jetzt werden sogar Forstgebiete gesperrt

Alarmstufe Rot: Wegen der Trockenheit herrscht höchste Waldbrandgefahr in Berlin und Brandenburg. In der Stadt gelten der Grunewald und der Stadtwald rund um den Müggelsee mit leicht brennbaren Kiefern als besonders gefährdet. Noch prekärer ist die Lage im Umland: Das Brandenburger Agrarministerium will heute gleich in vier Landkreisen die höchste Warnstufe ausrufen – einige Kreise grenzen direkt an Berli n. Die Behörden sind sich einig: Die Lage ist extrem kritisch.

So trocken wie jetzt war es schon lange nicht mehr. „Wenn es kokelt, ist die Gefahr groß, dass sich die Flammen in Windeseile durchfressen“, warnt Heiko Homburg, Pressesprecher im Innenministerium Potsdam. Auch Romeo Kappel, Waldschutzexperte bei den Berliner Forsten, appelliert an die Bevölkerung. „Kerzen, Feuerwerk, Grillen, selbst Rauchen an den Ufern von Flüssen: Das ist alles tabu.“ Darüber hinaus gibt es Gefahrenherde, die niemand ausschließen kann. „Es liegen überall Scherben, die wirken wie Brenngläser“, weiß Wolfgang Rowenhagen, Sprecher der Berliner Feuerwehr. Auch Komposthaufen haben sich selbst entzündet, zuletzt in der Jungfernheide. Die Mitarbeiter der Forstämter unternehmen regelmäßig Kontrollgänge, um Rauchsäulen schnell ausfindig zu machen. „Telefon-Bereitschaftsdienste sind eingerichtet“, sagt Kappel.

Bislang wurden in Berlin dieses Jahr bereits 31 kleinere Waldbrände gemeldet, das sind mehr als im Vergleichszeitraum 2002. Deshalb ist die Feuerwehr auf alles gefasst. „Wir können sofort 600 Einsatzkräfte losschicken und ebenso viele Mitarbeiter von freiwilligen Feuerwehren aktivieren“, sagt Feuerwehrsprecher Rowenhagen. Auch geländegängige Fahrzeuge stehen bereit. Das Löschwasser werde aber nicht knapp: Die Männer pumpen es auch im Wald aus den Hydranten der Berliner Wasserbetriebe.

Noch bedrohlicher als in Berlin ist die Lage im Umland, derzeit etwa in Potsdam-Mittelmark und im Havelland. Forstgebiete etwa mit Munitionslagern werden dort gesperrt. Staubtrockene Felder, ausgedörrter Boden – ein Drittel aller Waldbrände in Deutschland bricht in Brandenburg aus. So sind nach Angaben des Agrarministeriums alle 133 Feuerwachtürme ganztägig besetzt, die 18 Überwachungskameras laufen. Bundeswehr, THW, BGS, ADAC – alle fliegen verstärkt Kontrolle. Sollten Flammen lodern, können in jedem Landkreis Waldbrandbekämpfungszüge mit je 140 Leuten angefordert werden.

Weil Feuer keine Landesgrenzen kennt, kooperieren die Behörden eng. Die Erinnerungen sind noch wach an das Großfeuer vor zehn Jahren nördlich von Berlin. Feuerwehrsprecher Rowenhagen: „Da wurde es auch für die Stadt ganz schön knapp.“

Annette Kögel

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