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Nur selten werden Autodiebe geschnappt: Die Aufklärungsquote der Diebstähle lag von 2009 bis 2014 zwischen neun und zwölf  Prozent.

© Paul Zinken / dpa.

Die Lieblingsviertel der Autodiebe: Wo Sie Ihr Auto in Berlin besser nicht abstellen

In Berlin schlagen die meisten Autodiebe in bestimmten Regionen zu. Welche das sind und warum, das hat die Polizei jetzt Kiez für Kiez analysiert. Zwei Gegenden stechen hevor.

Wer sein Fahrzeug liebt, der parkt es nicht in Tempelhof: 126 Autos und Motorräder wurden dort in den vergangenen zwölf Monaten entwendet. Der Ortsteil Tempelhof ist damit berlinweit Spitzenreiter – das ergeben Daten des Landeskriminalamtes. Gleich auf dem zweiten Platz befindet sich die Tempelhofer Vorstadt in Kreuzberg, die zwischen dem Flughafen Tempelhof und dem Landwehrkanal liegt – die Täter suchen offenbar die Nähe zur Ausfallstraße Tempelhofer Damm samt Autobahnanschluss.

Die Verbrecher bevorzugen neben diesem Innenstadtschwerpunkt nach einer Analyse des Landeskriminalamtes eine weitere Region, tief im Osten der Stadt: Fünf der zehn am schlimmsten betroffenen Viertel – die sogenannten „Bezirksregionen“ sind nicht immer identisch mit den Ortsteilgrenzen – befinden sich in Marzahn-Hellersdorf und Lichtenberg. Diese Viertel schmiegen sich alle an die Landsberger Allee an, die direkt zum östlichen Berliner Autobahnring führt.

Heißes Pflaster in Marzahn-Hellersdorf und Lichtenberg. Aber die höchste Diebstahlwahrscheinlichkeit für jedes Auto herrscht in Prenzlauer Berg Süd: Von 1000 Fahrzeugen werden im Jahr ganze zwölf gestohlen.

© DWH FI Recherche - Tsp Klöpfel.

Höchste Diebstahlwahrscheinlichkeit in Prenzlauer Berg Süd

Der Polizeilichen Kriminalstatistik zufolge kommen die meisten Berliner Autodiebe auch aus dem Ausland – aus Polen, Litauen und der Türkei. Insgesamt wurden im vergangenen Jahr in Berlin gut 6600 Fahrzeuge entwendet, womit die Zahlen zum Vorjahr ungefähr gleich hoch geblieben sind. Am häufigsten entschieden sich die Diebe für Autos der Marken VW, Audi, BMW und Mercedes.

Einerseits wurden in der Bezirksregion Tempelhof am meisten Autos gestohlen, andererseits sind dort mit knapp 35 000 Fahrzeugen auch vergleichsweise viele Autos zugelassen. Wenn auch die angemeldeten Fahrzeuge betrachtet werden, ist plötzlich ein anderer Problemkiez zu erkennen: In Prenzlauer Berg Süd – das ist der Kiez zwischen dem S-Bahnhof Greifswalder Straße und der Prenzlauer Allee – kommen auf 8800 angemeldete Fahrzeuge 108 gestohlene. Von 1000 parkenden Autos werden dort also laut Polizeistatistik im Jahr zwölf entwendet. Dicht dahinter folgen wieder die Bezirksregionen Fennpfuhl und Alt-Lichtenberg.

"Unser Auto wurde viermal aufgebrochen"

„Wir haben keine Erklärung dafür gefunden, warum ausgerechnet in Prenzlauer Berg Süd so viele Fahrzeuge gestohlen werden“, sagt André Strauch, Kommissariatsleiter und zuständig für Fahrzeugdiebstähle. Bis 2013 war die Bezirksregion sogar insgesamt führend bei gestohlenen Autos. „Einigen Leuten wird das Auto sogar zwei, drei Mal im Jahr geklaut“, sagt er. Die für Diebe wichtige Anbindung des Tatorts an Autobahnen sei in vielen Bezirken weit besser als in Prenzlauer Berg, sagt Strauch. Allerdings gibt es mit der Prenzlauer Allee und der Greifswalder Straße breite Ausfallstraßen.

Für Nicole Böhm ist diese Statistik wenig überraschend. Die 44-Jährige wohnt seit elf Jahren in der Immanuelkirchstraße, die zur Region „Prenzlauer Berg Süd“ gehört. 2006 wurde ihr der VW-Bus gestohlen – ein bei Dieben stadtweit sehr beliebtes Fahrzeug. Durch glückliche Umstände fand die Polizei ihn wieder, aber in den Jahren danach wurde er noch vier Mal aufgebrochen. „Die Diebe haben sich aber die Zähne an unserem guten alten Lenkradschloss ausgebissen“, sagt sie. Und wenn man sich bei den Autos in der Straße umschaut, haben tatsächlich auffällig viele Fahrzeugbesitzer mit Lenkradschlössern zusätzlich nachgerüstet.

Nicole und Enna Böhm wurde ihr VW-Bus viermal aufgebrochen und einmal geklaut. Seit elf Jahren wohnen sie schon in der Immanuelkirchstraße in Prenzlauer Berg.

© Henrik Pomeranz

Wegfahrsperre wird in Minuten geknackt

„Die gute alte Lenkradkralle hilft, denn es braucht Zeit, um sie zu überwinden“, rät auch Kommissariatsleiter Strauch. Andere eingebaute Sicherheitssysteme seien heute schneller zu überwinden. Denn die Diebe gehen heute mit großem technischem Wissen an die Arbeit: Mit Laptops und Spezialbohrern wird etwa die Wegfahrsperre in nur wenigen Minuten überwunden. So wird es schwer, die Diebe bei der Tat zu erwischen: Die Aufklärungsquote der Diebstähle lag von 2009 bis 2014 zwischen neun und zwölf Prozent.

Henrik Pomeranz

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