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Berlin: Die Polizei setzt dem Betrug mit den Lederjacken ein vorläufiges Ende

Die Serie von Betrügereien mit angeblich hochwertigen Lederjacken ist offenbar beendet. Die Polizei hat in der vergangenen Woche einen 25-jährigen Italiener festgenommen.

Die Serie von Betrügereien mit angeblich hochwertigen Lederjacken ist offenbar beendet. Die Polizei hat in der vergangenen Woche einen 25-jährigen Italiener festgenommen. Ihm wird neben möglichem "Warenbetrug" auch vorgeworfen, in mindestens einem Fall einem Opfer auch mehrere tausend Mark aus der Wohnung gestohlen zu haben. Ein etwa 40 Jahre alter Italiener, der sich "Mario" nennt, wird gegenwärtig noch als Mittäter gesucht.

Über die Arbeitsmethode der Betrüger haben wir bereits in der vergangenen Woche berichtet: Ein Italiener, gebrochen deutsch sprechend, wendet sich aus seinem Auto an Passanten und gibt sich als Modemanager ("Versace, Armani") aus. Er habe gute Geschäfte gemacht und wolle nun Restbestände an Lederjacken an sympathische Menschen verschenken. Wenn die Opfer sich auf das Gespräch einlassen und Bereitschaft zeigen, die Jacken zu nehmen, kommt der entscheidende Dreh.

Die Italiener erzählen eine Geschichte, die mit verschiedenen Variationen immer auf das Gleiche hinausläuft - sie brauchen Geld, weil sie alles verspielt haben, oder weil ihre Mutter todkrank in der Klinik liegt. Mehrere Leser haben uns auf unseren Bericht vom vergangenen Sonntag eigene Erlebnisse geschildert, die zum Teil in die aktuelle Serie gehören, zum Teil schon Jahre zurückliegen. Eine Leserin berichtet, ihr Mann, außergewöhnlich italophil, sei angesprochen und mit den Lederjacken angelockt worden. Ob er denn ein wenig Geld habe? "Der Inhalt seines Portemonnaies, 300 Mark, wird als zu gering eingeschätzt. Aber als Menschenfreund steigt er zu dem bedürftigen Mann in den Wagen und lässt sich zum nächsten Bankomaten kutschieren. Mit 700 Mark ist er dabei. Bekommen hat er dafür eine Visitenkarte, Via Veneto, und zwei Jacken, die natürlich nicht das lederne Werk eines großen Modemachers waren, sondern schlichter Plastik-Sondermüll mit Phantasiemarkennamen wie "Kingscraften" oder "KC - Made in Italy".

Die Sache kann auch noch teurer werden. Schon vor fünf Jahren ist ein anderer Leser in Lichterfelde auf die Masche hereingefallen. Er ließ sich zu seiner Bank fahren: vier Jacken, 1100 Mark. Übrigens ist der Trick nicht nur in Berlin verbreitet, denn ein anderer Leser sollte am Colosseum in Rom auf diese Weise über den Tisch gezogen werden, und zwar gleich zweimal an zwei aufeinanderfolgenden Tagen. Ein weiterer Leser erlebte die Nummer im Juli an der Autobahn bei Magdeburg. Doch bevor es dort richtig ernst wurde, kreuzten zwei Streifenwagen auf, und ein Polizeibeamter rief fürsorglich, das da sei ein Betrüger. Der dann eilig Gas gab . . .

Für die Strafverfolger liegt das Hauptproblem darin, den Tatbestand des Betrugs überhaupt nachzuweisen. Einerseits ist durchaus unklar, ob der vermeintlich hohe Wert der Jacken behauptet oder nur raffiniert suggeriert wurde, andererseits ist auch die Verbindung zwischen dem "Geschenk" und der Geldzahlung schwer nachzuweisen - am Ende bliebe dann nichts als raffinierte Bettelei, die ähnlich schwer zu ahnden ist wie beispielsweise das Hütchenspiel; wer hereinfällt, hat eben Pech gehabt. Dementsprechend wurde der Festgenommene auch vom Staatsanwalt wieder auf freien Fuß gesetzt. Die Polizei sucht dennoch weitere Opfer. Hinweise nimmt die Kriminalpolizei der Direktion 4 in Lankwitz, Telefon 7672 55627, entgegen.

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