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Berlin: Die Queen zum Aufklappen

Sosthen Hennekam bastelt Kostüme für die Show „Paper Marilyn“

Wer ist Sosthen Hennekam? Alle, die Show „Paper Marilyn“ gesehen haben, kennen sein Werk. Dort klappt der italienische Verwandlungskünstler Ennio Marchetto sein übergestreiftes, knallrosa Pappkostüm von Queen Elizabeth II. auf, klebt sich einen PapierSchnurrbart auf und wird zu Freddy Mercury, dem Sänger der Popgruppe Queen. Oder er trippelt als Liza Minnelli über die Bühne und wirft mit Pappherzchen um sich. Am Ende der 80-minütigen Show klatscht das Pubkilum, was es kann, und Ennio verbeugt sich und applaudiert selber den Kostümen. Und die macht Sosthen, wenn er sich nicht in der Regie um Licht und Ton kümmert.

Sosthen fertigt die derzeit 250 Kostümteile aus Pappe und Papier, die Ennio Marchettos während der Show in Sekundenschnelle überzieht, umbaut und verdreht. Mit Schere, Klebstreifen und Markierstiften entwirft er Glitzerkleider, Perücken, selbst Spazierstöcke schafft er aus Pappe. Angefangen hat alles durch einen unglaublichen Zufall. Nach vier Saisons im Hause des Modedesigners Thierry Mugler hatte Sosthen Hennekam Lust auf etwas anderes und fuhr zu Freunden nach Italien. Dort sah er Ennio Marchetto auf der Bühne. Der Künstler brauchte gerade mehr Kostüme für seine neue One-Man-Show. Da half Sosthen aus, erst für ein Wochenende, dann noch eines und noch eines.

Das Gespann mit dem „feurigen Italiener“ und dem „rigorosen Holländer“, wie Sosthen selbst sagt, ist offensichtlich krisenfest. Seit 15 Jahre arbeiten die beiden jetzt zusammen. „Ich hätte nie gedacht, irgendetwas mit Theater zu machen“, bekennt Sosthen.

Nach jeder Aufführung überprüft er alle Kostümteile und bessert aus, was gerissen oder vergilbt ist. Die Show kennt er nach all den Jahren auswendig. „Ennio möchte, dass ich einmal auf die Bühne gehe. Aber dafür bin ich viel zu schüchtern.“ Die Arbeit mit Ennio Marchetto genießt er aus anderen Gründen. „Ich habe hier alle Freiheiten, kann Charaktere vorschlagen, Kostüme beim Basteln noch verändern.“

In die Modewelt möchte Sosthen nicht zurück, und auch seine neue Wahlheimat möchte er nicht missen. „Ich habe durch die Tourneen viele Länder und schöne Städte gesehen. Aber ich gehe immer zurück nach Italien.“ Dort wohnt er in Venedig abseits der touristischen Straßen und des andernorts unvermeidlichen Verkehrslärms. Vielleicht baut er später mal ein Haus mit einem Architekten-Freund. Aber erstmal gilt „the Show must go on“, so lange wie die beiden Lust dazu haben. Ennio tritt übrigens nur noch heute und morgen im Tipi am Kanzleramt auf. Dann zieht das Duo nach Hamburg, wo es einen Monat lang gastiert. Von dort aus geht es dann weiter nach Los Angeles. Und Queen Elizabeth fährt natürlich mit. cof

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