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Berlin: Die Stadt blüht auf bei 20 Grad

In Parks und auf Plätzen hat bei sommerlicher Wärme der Frühjahrsputz begonnen. Der Ku’damm erhält Forsythien, der Pariser Platz Tulpen

Die sommerlichen Temperaturen kommen gerade recht: Während sich gestern in den Parks und Gärten, an Straßen und Plätzen die Menschen im wärmsten 17. März seit Beginn der Wetteraufzeichnungen 1879 sonnten und die Straßencafés bevölkerten, hat in den Grünflächen das große Aufräumen und Pflanzen begonnen: Der Frühjahrsputz. Die Stadt soll nach der grauen Winterphase deutlich grüner und bunter werden.

Heute eröffnet Klaus-Dieter Gröhler, Baustadtrat von Charlottenburg-Wilmersdorf, auf dem Mittelstreifen der Tauentzienstraße die Pflanzsaison. An prominenter Stelle gräbt er dort die ersten Stiefmütterchen und Vergissmeinnicht in die Erde. Der Kurfürstendamm soll in Kürze mit Forsythien geschmückt sein.

In Mitte werden 54000 „Frühjahrsblüher“ die Grünflächen verschönen, am Pariser Platz etwa soll bald ein Meer aus Tulpen zu bewundern sein, eine Spende aus den Niederlanden. Allein Charlottenburg-Wilmersdorf will in den nächsten Tagen und Wochen, wenn auch die Sommergewächse gepflanzt werden, mehr als 210000 Stiefmütterchen, Tulpen, Primeln, Vergissmeinnicht und Tausendschönchen ins Erdreich bringen, etwa auf dem Ernst-Reuter-Platz, dem Prager oder dem Ludwigkirchplatz.

„Das geht ganz schön ins Kreuz“, sagte gestern Hans-Joachim Marx, der mit seinen Kollegen vom Grünflächenamt beispielsweise auf dem Theodor-Heuss-Platz die Rabatten bestückte. Dabei kamen sie bei exakt 20,6 Grad ins Schwitzen. Im Dreisekundentakt setzten sie 3000 Pflanzen, vor allem Stiefmütterchen, stachen Kanten und planierten die Erde. Die blau-weiße Pracht, eigene Zucht aus der Bezirksgärtnerei, wird nun etwa vier Wochen zu sehen sein, dann folgen die Sommerpflanzen: Geranien, Begonien und Männertreu. Während ein halbes Dutzend Männer und Frauen pflanzte, sonnten sich die Besucher des verkehrsumtosten Platzes auf dem Rasen oder auf Bänken. „Heute musst du einfach raus“, hatte sich beispielsweise die 83-jährige Klara Schmidt gesagt, die den Platz nur mag, wenn die gewohnten Pflanzen zu sehen sind.

Der Lustgarten vor dem Alten Museum übte gestern auch ohne Pflanzen große Anziehungskraft aus. Demnächst wird das Bezirksamt aber fast 100 „Kübelpflanzen“ aufstellen, unter anderem Oleander und Fuchsien. „Es wird schön und bunt“, kündigte Harald Büttner vom Tiefbauamt an. Ein Schwerpunkt der Pflanzaktion aber wird der Tiergarten sein, in dem bald rund 33000 Sommerblumen gepflanzt werden. Im Vergleich zum Vorjahr steht zehn Prozent weniger Geld zur Verfügung, entsprechend weniger Pflanzen gibt es. Nach den Erfahrungen werden sieben Prozent aller Blumen in den Parks und auf den Plätzen zerstört oder gestohlen.

Vom Frühjahrsputz kann vorerst der Wasserklops am Breitscheidplatz nicht profitieren. Der Brunnen bleibt auf unabsehbare Zeit trocken. Noch ist unklar, wer ihn sponsert.

Christian van Lessen

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