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Berlin: Die Tatzen der Wasserspeier - 60 Kinder schauten hinter die Bühne des Musical-Theaters

Das ist vielleicht ein merkwürdiger Handschuh: Grau wie Stein und mit Krallen an den Fingerkuppen - es könnte die Tatze eines Monsters sein. Doch dieses Stück wurde aus Stretchstoffen gefertigt, es baumelt an einem Kleiderständer vor der Schneiderei des Musical-Theaters am Potsdamer Platz, und die zwölfjährige Liane weiß sofort, wem es gehört.

Das ist vielleicht ein merkwürdiger Handschuh: Grau wie Stein und mit Krallen an den Fingerkuppen - es könnte die Tatze eines Monsters sein. Doch dieses Stück wurde aus Stretchstoffen gefertigt, es baumelt an einem Kleiderständer vor der Schneiderei des Musical-Theaters am Potsdamer Platz, und die zwölfjährige Liane weiß sofort, wem es gehört. "Das sind die grusligen Hände der Wasserspeier." Leider hat dieses Paar einige Risse bekommen und muss jetzt zur Reparatur. Kein Problem für die Darsteller der steinernen Figuren im Stella-Musical "Der Glöckner von Notre Dame": Sie haben natürlich Ersatzhandschuhe.

Den Buckligen und die Schöne oder die skurrilen Wasserspeier, kennen alle Fans des Musicals - doch was hinter der gigantischen Bühne am Marlene-Dietrich-Platz alles geleistet werden muss, damit der Glöckner, Esmeralda und all die anderen Darsteller ihre Erfolgs-Show überhaupt spielen können, bleibt normalerweise im Verborgenen. Am vergangenen Donnerstag gingen die Spots aber auch "backstage" an: 60 Kinder und Eltern blickten bei unserer dritten Geheimnistour während der Osterferien hinter die Kulissen.

Zum Beispiel in die "Black box". Ein mit schwarzem Stoff ausgeschlagener Raum neben der Bühne, geschützt vor den Augen der Zuschauer. Dort wechseln die 44 Darsteller während der Vorstellung in Windeseile ihre Kostüme, bevor sie in einer neuen Rolle hinauseilen. Das alleine ist schon ein Kunststück, denn es muss im Dusteren geschehen. Es gibt allerdings einige Helfer - "Dresser" genannt - und die sehen wie Grubenarbeiter aus: An ihrer Stirn ist eine Taschenlampe befestigt, in deren Strahl sie wenigstens die Kleider unterscheiden können.

Rund 250 Kostüme hängen in der "Box" und der Kostümabteilung an langen Stangen. Alle handgefertigt in eigenen Werkstätten, nach Originalvorlagen aus dem Mittelalter. Gut achtzig Stunden braucht eine Schneiderin für einen Zigeunerinnen-Kostüm - vom Zuschnitt bis zum Aufnähen der Pailletten. Und zum Abschluss bekommt jedes Textil etwas Patina: Es darf ja nicht neu aussehen. Dafür gibt es spezielle Farben, die jedes Teil künstlich altern lassen.

Geduld und eine ruhige Hand - das haben auch die Perückenmacher. Für alle Schauspieler fertigen sie eigene Perücken aus echten Haaren an. Ihr wichtigstes Handwerkzeug sind Nadeln, mit denen sie jedes einzelne Haar auf eine Unterlage aus Gaze knüpfen. Außerdem drehen sie Locken oder flechten Zöpfe, denn viele Perücken brauchen nach jeder Vorstellung einen Friseur.

Nun schnell mit dem Lastenaufzug in den fünften Stock zu den Maskenbildnern - und zum Finale ein Autogramm-Treff mit Valentin Zahn und Tamàs Ferky, den beiden Wasserspeiern. "Herr Ferky, hatten Sie mal eine Panne auf der Bühne?" - "Klar, als ich mich mit meinen langen Fingernägeln im Kostüm des Quasimodo verhakte. Wir konnten uns kaum mehr auseinanderreißen."

CS

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