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Berlin: Die Welt ist nur die Vorspeise

Fasten-Gottesdienst in der katholischen St. Matthiaskirche in Schöneberg

Zu entdecken, was zählt, darum geht es Christen zwischen Aschermittwoch und Ostern. Gottes Wort dazu wurde am gestrigen 2. Fastensonntag im RBB-Kultur- Radio aus der katholischen St. Matthiaskirche in Schöneberg übertragen. Und die Gemeinde war gebeten worden, sich dazu rechtzeitig in der Kirche am Winterfeldtplatz einzufinden. Mit Erfolg: Pfarrer Edgar Kotzur konnte sich auf seine internationale Gemeinde verlassen – wer fremd war, hatte gestern um 10 Uhr Mühe, im vollen Kirchenschiff noch einen Platz zu finden.

Per Knopfdruck könne sich jeder bei seinem persönlich eingespeicherten Radiosender informieren – am Sonnabend etwa über den Sieg der Bayern gegen Hertha, lenkte der Pfarrer die Gottesdienstbesucher zum Anliegen seiner Predigt über. Die eigene Grundeinstellung zu Fragen des Lebens könne man dagegen nicht so einfach per Knopfdruck abrufen – „da muss man immer mal nachstellen“, sagte Kotzur und nannte die Tage und Wochen vor Ostern dazu die rechte Zeit.

Auffällig viele Christen hätten sich diesmal zu Aschermittwoch mit dem Aschekreuz auf der Stirn an die Vergänglichkeit der Menschen erinnern lassen, um so gekennzeichnet in eine persönliche Zeit der Einkehr und Besinnung einzutreten. Wer aber faste, sollte sich vor allem über das Ziel klar werden, sagte der Pfarrer und sprach von Abram, dem der Herr das gelobte Land versprochen hatte. Indem Gott ihm damit eine Zukunft eröffnete, sicherte er Abram zu, dass er für ihn da sein will.

Eine Abmachung, die wir alle treffen könnten, wenn wir begreifen, dass unsere Heimat im Himmel ist. „Von dorther erwarten wir auch Jesus Christus, den Herrn, als Retter“, heißt es im Brief des Apostel Paulus an die Philipper. Der Weg sei nicht das Ziel, verkündete gestern der Prediger. „Das Ziel liegt vor uns, es ist der Himmel und die Verklärung unseres Lebens.“

Keiner aber gelange zu diesem Ziel, der auf dem Weg dorthin zu viel mitnehmen wolle – Karriere, Genuss, Bequemlichkeit, alles solche Sachen. „Stopft euch nicht voll“, bekam die Matthias-Gemeinde gestern zur Bedeutung der Fastenzeit zu hören: „Die Welt ist höchstens die Vorspeise, die Hauptspeise kommt.“

Wer die Heimat im Himmel genießen will, müsse wie Abram daran glauben. Um mit der Hauptspeise im Bild zu bleiben, bekamen die Gottesdienstbesucher gestern auch gesagt, wie man in der vorösterlichen Zeit Geschmack daran finden könne – durch das Gespräch mit Gott. Wer dazu fastet, solle auch nicht düsteren Gesichts verzichten – „niemand will uns die Welt vermiesen“, sagte der Pfarrer. Jesus liebe die Welt, aber noch mehr den Himmel. „Er ist einfach schöner und dauerhafter.“

Heidemarie Mazuhn

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