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Berlin: Die Werbung eines Baumarktes an Lichterfelde Kirche lässt nicht nur die Gemeinde diskutieren

Das Stichwort liefert Pfarrer Paul-Gerhard Fränkle selbst: In der jüngsten Ausgabe des Paulusbriefs seiner evangelischen Paulus-Gemeinde in Lichterfelde witzelte er, dass man den päpstlichen Segen "Urbi et orbi" derzeit auch in "Urbi et Obi" ummünzen könne. Hintergrund für das Wortspiel sind Reklameplakate des Obi-Baumarktes, die derzeit an der eingerüsteten Dorfkirche am Hindenburgdamm angebracht sind.

Das Stichwort liefert Pfarrer Paul-Gerhard Fränkle selbst: In der jüngsten Ausgabe des Paulusbriefs seiner evangelischen Paulus-Gemeinde in Lichterfelde witzelte er, dass man den päpstlichen Segen "Urbi et orbi" derzeit auch in "Urbi et Obi" ummünzen könne. Hintergrund für das Wortspiel sind Reklameplakate des Obi-Baumarktes, die derzeit an der eingerüsteten Dorfkirche am Hindenburgdamm angebracht sind. Mit diesen Werbeeinnahmen möchte die Gemeinde zusätzliche Mittel für die unerwartet hohen Renovierungskosten der Feldsteinkirche aus dem 14. Jahrhundert einnehmen.

"Der Grund dafür ist einfach nur Geld", sagt Heike Schulz, ebenfalls Pfarrerin in der Gemeinde. "Man musste sehen, was für Möglichkeiten man hatte." Und da die Gerüstbaufirma ohnehin schon ein eigenes Plakat angebracht hatte, zögerte man nicht, als von dritter Seite ein Kontakt zum erst unlängst in der Nachbarschaft eröffneten Baumarkt hergestellt wurde. Laut Schulz hat es im Gemeindekirchenrat auch keine Bedenken gegeben, die Aktion zu genehmigen.

Unter den Anwohnern und Gemeindemitgliedern scheinen die Meinungen zu dieser Aktion geteilt. "Das ist ja nicht für immer und ewig", sagt eine Nachbarin, die allerdings selbst nicht in der Kirche ist; es werde doch ohnehin überall Werbung gemacht. Hingegen empfindet eine ältere Dame aus der Gemeinde das Plakat am Kirchturm als "pietätlos".

Doch die Werbeeinnahmen decken nicht einmal die Kosten für das Gerüst, geschweige denn der Renovierung, deren Kosten sich auf geschätzte 500 000 Mark belaufen werden. Wegen des Sparzwangs wurden die Gemeinden von der Kirchenleitung sogar angewiesen, neue Finanzierungsmöglichkeiten zu erschließen. Der Sprecher der evangelischen Kirche in Berlin-Brandenburg, Reinhard Stawinsky, hält dabei auch Sponsoring für "grundsätzlich möglich". Er sieht diesen neuerlichen Fall von Reklame an Kirchtürmen gelassen. Wie bei der umstrittenen Aktion am Turm der Gedächtniskirche, an dem bis vor kurzem Riesenposter hingen, sei ja auch diesmal die Reklame nicht direkt am Gebäude, sondern lediglich am Baugerüst angebracht: "Es ist ein Unterschied, ob eine Kirche mit Werbung behangen wird oder ein Baugerüst, das ohnehin schon da ist und an dem sonst Planen hängen." Nachdem die Arbeiten an der Gedächtniskirche jetzt abgeschlossen seien, denke doch kein Mensch daran, jetzt dort wieder Werbung anzubringen.

Pfarrerin Schulz möchte auch "die Kirche im Dorf lassen", insofern als die Aktion schon von den unterschiedlichen Ausmaßen her nicht mit der an der Gedächtniskirche zu vergleichen sei. "Man kann sich darüber streiten, für wen man Werbung macht", räumt sie jedoch ein, und auch Stawinsky mahnt, dass nicht jede beliebige Werbung an Kirchtürmen möglich sei.

Derzeit wirbt in Lichterfelde ein Nagetier im Blaumann mit dem Spruch: "Lieber gleich zu Obi" - wozu in Zeiten, in denen ebenfalls mit Plakaten für Kircheneintritte geworben wird, schon Frotzeleien zu hören waren. Schulz hat jedoch schon einen Vorschlag: "Wenn der Turm dann fertig ist, hängen wir an der Kirche ein Plakat auf: "Und jetzt wieder hier rein."

apa

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