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Berlin: Die West-Fassade der Friedrichswerderschen Kirche wird abgerüstet

Die Westfassade der Friedrichswerderschen Kirche wird abgerüstet, denn die 16-monatigen Sanierungsarbeiten sind beendet. Dafür gehen sie an der dem Schlossplatz zugewandten Ostseite unvermindert weiter: Wer das Innere des von Karl Friedrich Schinkel entworfenen und zwischen 1824 und 1830 erbauten ersten Berliner neugotischen Sakralbaus betritt, bewundert nicht nur das Ebenmaß des Schiffs und die Formen-Vielfalt der 31 Plastiken des Klassizismus, sondern auch die starken Nerven des Personals.

Die Westfassade der Friedrichswerderschen Kirche wird abgerüstet, denn die 16-monatigen Sanierungsarbeiten sind beendet. Dafür gehen sie an der dem Schlossplatz zugewandten Ostseite unvermindert weiter: Wer das Innere des von Karl Friedrich Schinkel entworfenen und zwischen 1824 und 1830 erbauten ersten Berliner neugotischen Sakralbaus betritt, bewundert nicht nur das Ebenmaß des Schiffs und die Formen-Vielfalt der 31 Plastiken des Klassizismus, sondern auch die starken Nerven des Personals. Täglich, außer am stillen Wochenende, fressen sich Pressluftbohrer in die Außenwand; der Lärm, den diese Arbeit macht, wird durch die Hallen-Akustik noch verstärkt. Sieben Maurer und Fuger sanieren noch über ein Jahr lang den Schinkel-Bau schräg gegenüber der modernen Glas-Fassade des Außenministeriums, 45 000 Steine werden dabei erneuert oder ersetzt.

Im Zweiten Weltkrieg war die Kirche schwer in Mitleidenschaft gezogen worden. Bei den ersten Sanierungsarbeiten in den fünfziger und später in den achtziger Jahren wurden Steine verwendet, die zu hart waren und zu wenig Feuchtigkeit aufsaugten. Sie platzten im Laufe der Zeit und beschädigten überdies das umliegende Mauerwerk. Deshalb müssen die Ziegel der ersten beiden Sanierungen ausgetauscht werden. "Die Sanierung ist äußerst kompliziert, da nur Formziegel und Normalformate verwendet werden können, die den bauphysikalischen Kennwerten der Ziegel aus der Schinkelzeit entsprechen und die in der Oberflächenstruktur, der Farbigkeit und Maßhaltigkeit dem Original gleichkommen", sagt die leitende Architektin Martina Abri. Fast alle Originalziegel wurden erhalten. Ausgewechselt wurden neben den stark beschädigten Ziegeln der Mauerwerksflächen die Trauf-, Kaff-, Fenster- und Sockelgesimse, die bei früheren Sanierungen eingesetzt worden waren. Dazu gehörten auch die Beton-Akanthusblätter unter dem Traufgesims, die durch Terrakotten ersetzt wurden. Bei den neuen Ziegeln handelt es sich um Spezialanfertigungen der Ziegelei Buchwäldchen bei Cottbus. Ohne Patina werden sie noch etwa zwölf Jahre von den alten Ziegeln aus Schinkels Zeit farblich zu unterscheiden sein. Im November werden die schlanken Türme eingerüstet, ab Frühjahr weichen dort die alten den neuen Steinen, Ende 2 000 ist das Gebäude vollständig restauriert.

Martina Abri hat eine lange Erfahrung mit Schinkels Bau: Die Professorin für Denkmalpflege an der Architektur-Hochschule in Potsdam ist seit 1976 in der Denkmalpflege tätig und war sowohl an der Außensanierung (ab 1980) als auch an der neuen Innengestaltung (1983 bis zur 750-Jahr-Feier 1987) der Friedrichswerderschen Kirche beteiligt. 1985 heiratete sie von Ost- nach West-Berlin und kehrte nach der Wende in den Berliner Osten und zu "ihrem" Schinkel am Werderschen Markt zurück.

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