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Kurz nachdem der Siegerentwurf vorgestellt worden war, löste er auch schon eine kontroverse Debatte aus. Es ging vor allem um stadtplanerische Aspekte. Dann mischten sich auch Bürgerrechtler in die Debatte ein.

© dpa

Einheitsdenkmal in Berlin: Die Wippe der Demokratie

Nach langer Diskussion steht nun fest: Das Einheitsdenkmal wird gebaut. Unsere Kolumnistin sieht den Streit ums Denkmal vor dem Schloss in Mitte als Demokratiebeweis. Ein Kommentar.

Von Fatina Keilani

Wo Volkes Wille ist, dahin neigt sich die Schale. Die „Wippe“, das geplante Einheitsdenkmal, ist in seiner Einfachheit ein Sinnbild für die Demokratie, das jeder versteht: schlicht, ergreifend, genial. Nicht ganz so simpel ist der Weg dorthin. Schon 2007 wurde beschlossen, den Entwurf von Sasha Waltz und Johannes Milla zu bauen, doch der Bau hat noch immer nicht begonnen. Zu viele Streitpunkte. Die Mosaiken, die Rollstuhlfahrerrampe, die Fledermäuse.

Was sich Chinesen nie vorstellen können, wenn sie sich Deutschland ansehen: dass ein paar Kröten oder brütende Vögel einen geplanten Autobahnbau auf Jahre verhindern können. Und ist der Plan am Ende doch festgestellt, kann jeder durch die Instanzen gehen. In Deutschland ist es normal, dass 10 oder auch 15 Jahre vergehen, um ein größeres Bauprojekt umzusetzen. Unvorstellbar für Menschen aus Boomgegenden ohne Demokratie.

Beim Einheitsdenkmal waren es die Fledermäuse. Per GPS-Überwachung hat man festgestellt, dass sie gern Ausflüge in den Plänterwald machen. Nun wurden sie dorthin umgesiedelt – und ein Ornithologe wurde extra abgestellt, um zu überwachen, ob es ihnen gut geht. Der Bund finanziert auch Ausgleich, falls sie nach Abschluss der Bauarbeiten nicht wieder zurückkönnen in den Sockel des Einheitsdenkmals. So endet ein langer Streit. Es ist nämlich auch Demokratie, wenn auf beiden Seiten der Schale gleich viele stehen: Dann bewegt sich nichts.

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