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Rauchverbot Berlin

© dpa

Berliner Gastronomie: Die Zeichen stehen auf Rauch

Am ersten Geltungstag des Verbots wurde in vielen Berliner Kneipen gequalmt wie gehabt. Gaststätten aber nehmen das Gesetz ernster - hier wurden pünktlich zum Jahreswechsel die Aschenbecher weggepackt.

Was sich kurz nach Neujahrsmitternacht abzeichnete, bestätigte sich gestern auch tagsüber: Das Rauchverbot wird vor allem in vielen Kneipen nicht ernst genommen. Die Gaststätten aber halten das Nichtraucherschutzgesetz besser ein.

Zu den typischen Neuköllner Eckkneipen gehört beispielsweise das „Handwerker-Stübchen“ an der Hermannstraße. Gäste, die mittags das „Familien-Lokal“ betraten, fragten angesichts der Dunstschwaden im Raum gar nicht erst nach dem Rauchverbot. „Wir rauchen, solange es geht“, sagte die Wirtin, und die Gäste stimmten zu: „Zum Bier gehört nun mal die Zigarette“. Im „Alten Rixdorfer“ an der Werbellinstraße bot sich das gleiche Bild. „Hier wird natürlich nicht geraucht“, lächelte die Frau hinterm Thresen und drückte die Kippe aus. Alle Gäste rauchten, einer meinte, das Rauchverbot lasse sich gar nicht durchsetzen, selbst wenn es nach der Schonfrist Bußgelder setzt. Auch im „Blauen Affen“ am Kottbusser Damm saßen zur Mittagszeit nur Raucher. „Das lasse ich mir nicht verbieten“ redete sich ein Gast in Rage. Es klang, als werde hier der Aufstand geprobt.

Ein paar Schritte weiter, im Chinarestaurant „Jin Shan“, konnten Nichtraucher dagegen aufatmen: Es duftete nur nach Sauerscharfsuppe und Ente kross. Keine Aschenbecher standen mehr auf den Tischen. „Bei uns wird ab heute nicht geraucht“, versicherte die Bedienung. „Natürlich achten wir darauf.“

Auch das große bayerische Restaurant „Maximilan’s“ an der Friedrichstraße in Mitte machte seine Gäste auf das „komplette Rauchverbot“ aufmerksam. „Die Luft ist besser zum Arbeiten“, freute sich eine Serviererin. Kein Gast beschwerte sich. Im Kneipenrestaurant „Robbengatter“ an der Schöneberger Grunewaldstraße wurde den Rauchern gestern eine kleine Nische direkt hinter der Eingangstür zugewiesen, sie klebten nahezu am Schaufenster. Der Abzug wurde hier verstärkt. Einige Raucher meckerten, verließen sogar grimmig das Lokal, kamen dann aber doch wieder. Die „Phoenix Lounge“ an der Schöneberger Barbarossastraße, Café, Restaurant und Bar, machte die Raucher noch trauriger. Sie mussten zum Qualmen vor die Tür – und akzeptierten das ohne größeres Murren.

Auch nach Einschätzung des Hotel- und Gaststättenverbandes (Dehoga) wird in Gaststätten mehr Gesetzestreue geübt als in vielen Kneipen. Bei zahlreichen Wirten gebe es eine Abwartehaltung, sagte Verbandsvizepräsident Klaus-Dieter Richter am Dienstag. Viele Kneipiers wollten es ausnutzen, dass bis zum 1. Juli kein Bußgeld für Verstöße verhängt wird. Vor allem Schankbetriebe hätten Angst um ihre rauchende Kundschaft, betonte er. Mit dem Inkrafttreten des Nichtraucherschutzgesetzes am 1. Januar ist das Qualmen in öffentlichen Einrichtungen, Krankenhäusern, Gaststätten und Diskotheken verboten. In Kneipen darf nur noch in abgetrennten Räumen geraucht werden. Nach der sechsmonatigen Schonfrist drohen bei Verstößen Strafen bis zu 100 Euro für Gäste und bis zu 1000 Euro für Wirte.

Das Rauchverbot wird nach Einschätzung Richters in der Anfangsphase vermutlich viele Diskussionen in Kneipen auslösen. „Es wird sicher auch Nichtraucher geben, die aggressiv auf Raucher zugehen und sich beschweren werden“, sagte er. Zugleich prognostizierte er „eine Spaltung der Gastronomen in zwei verschiedene Lager“. C. v. L./ddp

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