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Berlin: Diepgen streitet mit Lufthansa Disput nach Kritik im Buch des Ex-Regierenden

Was tut die Lufthansa für Berlin? Darüber streiten derzeit die Fluggesellschaft und der ehemalige Regierende Bürgermeister Eberhard Diepgen.

Was tut die Lufthansa für Berlin? Darüber streiten derzeit die Fluggesellschaft und der ehemalige Regierende Bürgermeister Eberhard Diepgen. Die Lufthansa ist „tief enttäuscht“ von einer Bemerkung in Diepgens neuestem Buch „Zwischen den Mächten“. Dort hat der Ex-Bürgermeister die „sehr bedauerliche Zurückhaltung der Lufthansa bei allen Fragen der Anbindung Berlins an den internationalen Luftverkehr“ angeprangert. Thomas Kropp, Leiter Konzernpolitik bei der Fluggesellschaft, wirft Diepgen nun in einem Brief vor, er verkenne bei seiner Kritik „völlig das große Engagement der Deutschen Lufthansa AG für die Region Berlin/Brandenburg“. Diepgen hätte es besser wissen müssen, so Kropp.

Und dann zählt er auf: Nach der Wende habe die Lufthansa bei null beginnend Dienste zu fast 40 verschiedenen Zielen in ganz Europa aufgenommen, „ohne auf verlässliche Marktdaten zurückgreifen zu können.“ Unwirtschaftliche Berlin-Strecken hätten aber eingestellt werden müssen. Anfang der 90er Jahre habe Lufthansa eine New-York-Verbindung etabliert und zum Sommerflugplan 2001 „als einzige Fluggesellschaft eine nennenswerte Ausweitung unseres Angebots durch die Dienste von und nach Washington, London und Amsterdam vollzogen“. Für die Amerika-Verbindung hatte sich besonders Diepgen eingesetzt. Doch gleich nach den Anschlägen vom 11. September stellte die Lufthansa die Verbindung wieder ein. Amerika-Flüge soll es erst wieder im nächsten Jahr geben – von amerikanischen Linien.

Und Diepgen bleibt dabei: Die Lufthansa biete von Berlin aus keine unmittelbaren direkten Verkehrsverbindungen über den Atlantik an. Ebenso fehlten Nonstop-Verbindungen nach Südostasien. „Originäre“ Lufthansa-Flüge in westeuropäische Hauptstädte gebe es nur nach Brüssel, Paris, Wien und Zürich. Andere Hauptstädte, vor allem in Mittel- und Osteuropa, könnten mit Lufthansa nur nach Zwischenstopps, meist in München, erreicht werden.

Nach einem großen Engagement zu Beginn der 90er Jahre unter dem damaligen Vorstand Heinz Ruhnau habe sich die Lufthansa schon vor den Terroranschlägen vom 11. September weitgehend aus dem Berlin-Verkehr zurückgezogen. Die Lufthansa habe bewusst aus wirtschaftlichen Überlegungen eine Konzentration des internationalen Luftverkehrs außerhalb Berlins vorgenommen, so Diepgen weiter. Statt auf Berlin habe die nationale Fluggesellschaft weiter auf Frankfurt gesetzt und München ausgebaut. Für einen internationalen Flughafen in der Region habe sich Lufthansa nur verbal eingesetzt.

Während Kropp die Ansicht Diepgens, die Lufthansa habe dem Standort Berlin geschadet, „auf das Schärfste“, aber auch „tief enttäuscht“ zurückweist, hofft Diepgen weiter, dass sich die Fluggesellschaft „etwas stärker“ in Berlin engagieren und die Konzentration des wichtigen internationalen Verkehrs auf andere Standorte in Deutschland aufgeben werde. Ausgang des Disputs: ungewiss.

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