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Gewinnerinnen und Gewinner der German-Dream-Awards 2024 zusammen mit den Laudatoren, Annalena Baerbock und den Tekkal-Schwestern.

© Kira Hofmann / Photothek

„Dieser Tage zu träumen, empfinden viele als Anmaßung“: Tekkal-Initiative verleiht German-Dream-Awards in Berlin

Prominent besucht waren die German-Dream-Awards am Donnerstag in Mitte. Neben Annalena Baerbock ehrten etwa Cem Özdemir, Joe Chialo oder Franziska Brantner die Preisträger mit ihrer Anwesenheit.

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Unter hohen Sicherheitsvorkehrungen wurden am Donnerstagabend erneut Menschen für ihr „herausragendes, zivilgesellschaftliches Engagement“ mit den German-Dream-Awards 2024 ausgezeichnet. Austragungsort war das „Google-Office“ in Berlin-Mitte.

Verliehen werden die Awards durch die Initiative GermanDream, eine parteiübergreifende, unabhängige Bildungsbewegung, die sich für den gesellschaftlichen Zusammenhalt, die Vermittlung von freiheitlich-demokratischen Werten, Chancengerechtigkeit und Teilhabe einsetzt. Die Organisation schreibt sich auf die Fahne, „persönliche Geschichten und Erfahrungen sichtbar zu machen und Räume zu öffnen, um sich auf Augenhöhe zu begegnen und sich über persönliche und gesellschaftlich relevante Themen auszutauschen“.

Gegründet wurde die Initiative durch die Journalistin und Menschenrechtsaktivistin Düzen Tekkal, die die Idee vom „German Dream“ in ihrem Buch „Deutschland ist bedroht. Warum wir unsere Werte jetzt verteidigen müssen“ 2016 erstmals beschrieb.

Gemeinsam frei sein

Für die Moderation des Abends war der Podcaster Khesrau Behroz verantwortlich. Mit angemessenem Witz sorgte er für kurzweilige Unterhaltung, wobei bereits sein Einstieg zum Nachdenken anregte – eine philosophische Abhandlung über den Satz: „Wir leben in einer Zeit, in der es wichtiger ist denn je“.

Bundesaußenministerin Annalena Baerbock (Grüne) hielt eine rund 20-minütige Eröffnungsrede.

© Kira Hofmann / Photothek

Die erste Eröffnungsrede hielt der deutsche Google-Chef Philipp Justus – es handelte sich immerhin um seine Räumlichkeiten. Etwas ungelenk zitierte er Martin Luther King: „Es geht um Träume. Um einen Traum. Den deutschen Traum“. Ohne Kontext hätte das seltsam wirken können – den gab dann aber Düzen Tekkal im Anschluss: „Dieser Tage zu träumen, empfinden viele als Anmaßung, aber was ist die Alternative?“, stellte sie in ihrer Ansprache fragend fest. „In Zeiten, in denen man für das, was man sagt und auch für das, was man nicht sagt, angefeindet wird, wo der Hass Bahn bricht und Menschen eingeschüchtert werden (...), müssen wir als Traum-Ermöglicher lauter werden denn je“.

Bevor es dann zum eigentlichen Anlass der Veranstaltung kommen sollte, der Verleihung der Preise in insgesamt fünf Kategorien, hielt Außenministerin Annalena Baerbock (Grüne) noch eine rund 20-minütige Rede. Viel sprach sie über ihr Lieblingswort „Gemeinsamkeit“, das Fehlen der selbigen sei etwa Grund für das vorzeitige Ende der Legislaturperiode. „Das Gegenteil von Gemeinsamkeit, Spaltung, scheint manchmal, wie das Geschäftsmodell unserer Zeit“.

Einführend und abschließend zitierte Baerbock den ehemaligen Bundespräsidenten Roman Herzog: „Frei können wir nur gemeinsam sein. Freiheit funktioniert nicht, wenn der Einzelne immer nur Rechte für sich in Anspruch nimmt und immer mehr Verantwortung den anderen aufbürdet (...). Ohne den Einsatz des Einzelnen für die Gemeinschaft ist auf die Dauer jedes Gemeinwesen überfordert.“

Die Preisträgerinnen und Preisträger

In der Kategorie „Vorbild des Jahres“ gewannen Steffen Unglaub und Doritta Kolb-Unglaub, die sich mit ihrem Verein „Colorido“ im sächsischen Plauen für eine plurale Gesellschaft, Dialog und gegen Rechtsextremismus einsetzen.

Das Ehepaar Steffen Unglaub und Doritta Kolb-Unglaub wurde für ihr gesellschaftliches Engagement im sächsischen Plauen ausgezeichnet.

© Kira Hofmann / Photothek

Der deutsche Jude Shai Hoffmann und die Deutsch-Palästinenserin Jouanna Hassoun wurden als „Brückenbauer:in“ ausgezeichnet. Zusammen initiierten sie das sogenannte „Trialog-Projekt“, ein multiperspektivisches Gesprächsformat über den Nahostkonflikt an Schulen.

Die Auszeichnung „Starke Stimmen“ erhielten Panah Ahmed (rechts) und Kristina Vogel. Schauspieler Prince Kuhlmann hielt die Laudatio.

© Kira Hofmann / Photothek

Für ihre „starken Stimmen“ wurden die Musikerin Panah Ahmed und die ehemalige Bahnradsportlerin Kristina Vogel geehrt. Beide klären an Schulen und über Social Media über Mehrfachdiskriminierung auf und setzten sich öffentlichkeitswirksam gegen Ableismus und Sexismus ein.

Als „Germandreamer“ wurde der Comedian und Influencer Tahsim Durgun gekürt, unter anderem weil er auf humorvolle Art jüngeren Generationen Politik und gesellschaftliche Missstände näher bringt.

Den „Ehrenpreis“ erhielt die afghanische Taekwondosportlerin Marzieh Hamidi. Nachdem sie nach der Machtübernahme der Taliban 2022 zunächst nach Katar evakuiert wurde, floh sie nach Frankreich und lebt seither in Paris. Von dort aus setzt sie sich für die Rechte von Frauen und Mädchen ein. In ihrer Laudatio begründete die Aktivistin Mariam Claren die Auszeichnung mit der „Furchtlosigkeit“, die Hamidi in ihrem Kampf gegen die „Genderarpartheit“ an den Tag legt: „Sie ist eine Schallverstärkerin für diejenigen Frauen, die zum Schweigen gezwungen wurden“.

Die Preise sind mit je 1000 Euro dotiert. Laut einer Sprecherin von GermanDream wurden Vorschläge für Preisträger auf „verschiedenen Wegen“ an die Initiative herangetragen. Die Organisation eruiere dann selbst über die Vergabe der Auszeichnungen.

Auch wenn sich die Initiative als „parteienübergreifend“ versteht, wurden auffällig viele Grünen-Politiker im Publikum gesichtet. Neben Annalena Baerbock etwa Landwirtschaftsminister Cem Özdemir, die ehemalige Vorsitzende Ricarda Lang oder ihre Nachfolgerin Franziska Brantner. Die CDU repräsentierte Berlins Kultursenator Joe Chialo.

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