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Die drei Schüler hinter exclamo (v.l.): Julius de Gruyter, Kai Lanz, Jan Wilhelm

© privat

Digitale Hilfe im Schulalltag: Berliner Schüler entwickeln Anti-Mobbing-App

Probleme melden, Hilfe bekommen, Erfahrungen festhalten und verarbeiten: Die App "exclamo" soll digital und auf Wunsch anonym gegen Mobbing helfen.

Exclamo, lateinisch für "Ich schreie auf". Der Name der neuen Anti-Mobbing-App verweist schon auf die zentrale Idee: Über die von Berliner Schülern entwickelte Anwendung können Nutzer ihre Erfahrungen mit Mobbing, Gewalt und Diskriminierung an Vertrauenspersonen im schulischen Umfeld melden und sich Hilfe holen — auf Wunsch auch anonym. Eine Testversion gibt es bereits als Website, zum neuen Schuljahr soll die App zum Download bereitstehen.

Die Idee wurde bereits ausgezeichnet

Die Erfinder hoffen, dass sich auf dem anonymen und effektiven Kommunikationsweg mehr Personen trauen, Vorfälle zu melden. "Die Lage muss sich ändern", fordert Julius de Gruyter. Er ist zum dreiköpfigen Exclamo-Team gestoßen, nachdem die Idee von Schülern des Canisius Kollegs in Tiergarten 2018 den Social-Entrepreneur-Preis im Bundesfinale des Wettbewerbs Business@School gewonnen hat. Der 17-Jährige ist für die Finanzierung der App, Vertrieb und Pressearbeit verantwortlich.

Bisher, so Julius de Gruyter, seien die Rückmeldungen von Schülern, Eltern, Lehrern und Medien größtenteils positiv. Enttäuscht sei er aber vom Senat, an den sich die Schüler nach dem Tod einer elfjährigen, von Mobbing betroffenen Schülerin vergangene Woche mit ihrer Idee gewandt hätten. "Angeblich will auch der Senat, dass mehr gegen Mobbing getan wird. Leider haben wir noch keine Antwort erhalten."

Die Schüler haben große Pläne

Zur Zeit läuft die Testphase der Internetversion von Exclamo, die App ist in Planung. Wenn Schulen sich anmelden, erhalten alle Schüler und ausgewählte Lehrer, Schulpsychologen und andere Vertrauenspersonen Zugang zum Portal. Hier können Nutzer in einem Chat Vertrauenspersonen anschreiben.

"So sind Ansprechpartner einfach, schnell und bei Bedarf anonym erreichbar", erklärt Julius de Gruyter. Aktuell läuft eine Crowdfunding-Kampagne, Interessierte können auf der Plattform GoFundMe für die Entwicklung der App, Betrieb und Vermarktung spenden. Von den benötigten 15.000 Euro haben die Schüler schon rund 2600 Euro zusammen. Ab dem neuen Schuljahr soll die App für Android- und iOS-Geräte mit weiteren Funktionen verfügbar sein, dann soll sie auch Kontaktdaten zu Beratungsangeboten sowie ein Mobbing-Tagebuch bieten. Darin können Erlebnisse dokumentiert und reflektiert werden.

Julius de Gruyter und seine beiden Mitstreiter machen dieses Jahr Abitur, parallel verbringen sie bis zu 15 Stunden in der Woche mit der Arbeit an Exclamo. De Gruyter erzählt, dass die Schüler sich nach dem Schulabschluss erst einmal voll auf Exclamo konzentrieren wollen. "Eigentlich könnten wir jetzt schon Vollzeit daran arbeiten", sagt er.

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