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Berlin: Direktkandidaten: Die SPD hat erfolgreich gebangt Nur in Steglitz-Zehlendorf konnte die CDU

das Kopf-an-Kopf-Rennen für sich entscheiden

Es gibt so etwas wie einen gemeinsamen Nenner: In den Bezirken, wo es ein Kopfan-Kopf-Rennen der Direktkandidaten gegeben hatte, ging das Mandat fast immer an die SPD: in Neukölln beispielsweise, in Reinickendorf und auch Tempelhof-Schöneberg. Nur in Steglitz-Zehlendorf konnte der CDU-Kandidat die Mehrheit der Erststimmen erringen. Damit gingen in Berlin sieben Direktmandate an die SPD, drei an die PDS, eins an die Bündnisgrünen und eins an die CDU – das erste seit 1994.

Der Primus unter den Direktkandidaten kommt aus Spandau: Hier hat der SPD-Bundestagsabgeordnete Swen Schulz seinen Sieg von 2002 übertroffen und das beste Ergebnis aller Direktkandidaten erzielt. Er gewann das Wahlkreismandat mit 46,9 Prozent der Stimmen und konnte damit den Vorsprung zum CDU-Wettbewerber Kai Wegner (35,5 Prozent) gegenüber 2002 mehr als verdoppeln. „Damit habe ich nicht gerechnet“, sagte der 37-jährige Schulz.

Zittern musste in den letzten Wochen der Parlamentarische Staatssekretär im Bundeswirtschaftsministerium, Ditmar Staffelt (SPD). Doch er konnte sein Direktmandat gegen den ehemaligen Regierenden Bürgermeister Eberhard Diepgen (CDU) verteidigen. Und auch in Reinickendorf, wo zwei Lokalmatadoren aufeinander trafen, gewann die SPD das Rennen. Hier war der Ex-Bezirksbürgermeister Detlef Dzembritzki (SPD) diesmal gegen den CDU-Abgeordneten und Kreisvorsitzenden Frank Steffel angetreten. Steffel, bei der Abgeordnetenhauswahl 2001 als CDU-Spitzenkandidat gegen Klaus Wowereit gescheitert, ist nicht auf der Landesliste seiner Partei abgesichert und wird deshalb nicht in den Bundestag einziehen. Vor drei Jahren hatte Dzembritzki sein Mandat nur mit dem knappsten Ergebnis aller Berliner Direktkandidaten verteidigen können: Lediglich 635 Wählerstimmen trennten ihn von dem Christdemokraten Roland Gewalt.

Gute Nachrichten gab es auch für die Genossen aus Charlottenburg-Wilmersdorf: Die SPD-Bundestagsabgeordnete Petra Merkel gewann erneut, diesmal gegen den Europa-Abgeordneten und CDU-Landesvorsitzenden Ingo Schmitt. Gut zehn Prozent liegen zwischen Merkel und Schmitt. „Das ist das schönste Geschenk des Tages“, freute sich die Sozialdemokratin – die gestern auch ihren 58. Geburtstag feierte. Bundestagspräsident Wolfgang Thierse (SPD) hat sein Direktmandat in Pankow ebenfalls verteidigen können. Thierse setzte sich in dem prominent besetzten Wahlkreis unter anderen gegen den Berliner Partei- und Fraktionschef der Linkspartei/PDS, Stefan Liebich, sowie die Bundestagsabgeordneten Werner Schulz (Grüne) und Günter Nooke (CDU) durch. In Tempelhof-Schöneberg siegte nach langem Bangen Mechthild Rawert knapp vor dem CDU-Kandidaten Peter Rzepka.

Aus zwei mach drei – die Linkspartei/PDS konnte bei den Erststimmen zulegen. In Treptow-Köpenick gewann der Spitzenkandidat der Linkspartei, Gregor Gysi, das Direktmandat gegen Siegfried Scheffler (SPD), der den Wahlkreis seit 1990 jeweils direkt gewonnen hatte. Es sei „halt schwer, gegen so einen Entertainer anzukämpfen“, sagte Scheffler, als sich seine Niederlage abzeichnete.

Gysi bekam rund 40 Prozent der Stimmen, Scheffler gut 33 Prozent. Immerhin hätten die Sozialdemokraten bei den Zweitstimmen im Wahlkreis „sehr gut“ abgeschnitten, sagte Scheffler. Zu seinen Zukunftsplänen wollte sich der 60-Jährige, der nicht über die Landesliste abgesichert war, nicht äußern.

Petra Pau und Gesine Lötzsch galten in ihren Wahlkreisen hingegen als klare Favoriten – und enttäuschten nicht. Mit deutlich über 40 Prozent gewannen Petra Pau in Marzahn-Hellersdorf und Gesine Lötzsch in Lichtenberg das Rennen. Die Frauen hatten auch bei der Bundestagswahl vor drei Jahren die Direktmandate geholt und sich seitdem zwei einsame Stühle im Bundestag geteilt.

In Steglitz-Zehlendorf blieb es lange spannend – dann setzte sich der CDU-Abgeordnete Karl-Georg Wellmann knapp gegen SPD-Generalsekretär Klaus Uwe Benneter durch, der den Wahlkreis vor drei Jahren gewonnen hatte. Für die Grünen bleibt alles beim Alten: Hans-Christian Ströbele hat Friedrichshain-Kreuzberg verteidigt. Der 66-Jährige hatte 2002 – damals noch überraschend – das Direktmandat gewonnen. Tsp

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