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Berlin: Diskoschiffe und Tanzstraßen: Aus einer Party mach’ zwei

Statt der Love Parade: Heute wollen deren Ex-Macher Ralf Regitz und einige Clubbetreiber besprechen, wie Berlin im Juli groß feiert

Diskoschiffe, die mit brasilianischen Trommelbeats, Ambient-Musik oder als Elektronic-Club über die Wasserstraßen der Stadt schippern – im Corso. Ähnliche Musik – aber auf Straßen-Tanzbühnen, vom Lkw herunter und in improvisierten Bars rund um den Großen Stern. Die Love Parade, so viel ist sicher, wird es in diesem Jahr nicht geben. Dafür nehmen zwei andere Partys Gestalt an: die eine geplant von der Club Commission, zu der sich etliche Clubs der Stadt zusammengeschlossen haben; die andere geplant von Ralf Regitz, einem ehemaligen Macher der Love Parade. Möglich, dass aus beiden Partys eine große wird. Um das zu besprechen, wollen sich Regitz und die Clubbetreiber heute zusammensetzen. „Wir wollen sehen, ob wir kooperieren können“, heißt es beiderseits.

Konkurrenz? – Dieser Eindruck soll vermieden werden. Im Vorfeld lobt die eine Seite das Konzept der anderen. „Beide Gruppen sagen dem Techno-Einerlei ab, aus dem die Love Parade zuletzt nicht mehr herausgefunden hat“, sagt ein Clubbetreiber. Ob sich beide Veranstaltungen miteinander verbinden lassen, hänge „vor allem von den Sponsoren ab“. Wenn sich deren Interessen nicht gegenseitig im Weg stehen, sei eine Zusammenarbeit „prinzipiell gut denkbar“.

Regitz und die Clubbetreiber haben tatsächlich ähnliche Anliegen: Da die Love Parade vor einer ungewissen Zukunft steht, wollen sie eine Veranstaltung auf die Beine stellen, die „überregional wahrnehmbar“ ist und die „Vielfalt der Musikkultur abbildet“. Über die Etats ist bisher nichts zu erfahren. Aber: Lange nicht so groß, nicht so perfekt wie die Parade sollen die Partys werden, vielfältiger, rauer, mit mehr Distanz zum Mainstream. Dennoch hegen Regitz wie die Clubs den Anspruch, mit ihrer Idee eine Perspektive über 2005 hinaus zu haben.

Die Clubbetreiber wollen, sofern die letzten Gespräche mit den Reedern positiv verlaufen, den 9. Juli mit einer Party am Arena-Badeschiff beginnen und am frühen Abend dann den Schiffskorso mit zehn bis fünfzehn Booten starten. „Mindestens zehn Clubs sollen beteiligt sein“, sagt einer der Planer, „jedes mit einem anderen musikalischen Thema“. Es könne aber auch sein, dass sich mehrere Clubs auf einem Schiff zusammentun.

Verschiedene Themenparks mit Ambient oder Brasilectro – so stellt sich Regitz auch die Musikparty am selben Tag am Großen Stern und in dessen Umgebungsstraßen vor. Laut einem Konzeptpapier ist auf jeder der fünf Straßen eine andere musikalische Stilrichtung geplant – mit Tanzflächen, kleinen Bars und Showtrucks. Dazu sollen Clubs, Mode- und Musikfirmen dort kleine Stände bekommen – dem jeweiligen Thema angepasst. Regitz sagt: „Alles ohne großen Schnickschnack.“ Rund um die Siegessäule soll es eine Art Ruhezone geben, mit kleineren Lounges. Schluss, so sieht es das Konzept vor, ist spätestens um 10 Uhr abends – „damit noch Energie bleibt für eine lange Nacht in den Clubs“.

Marc Neller

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