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Berlin: DNA-Tests: Anlayse gehört längst zur Polizeiroutine

Nach dem Mord an Ulrike Brandt wird jetzt in Brandenburg über Massen-Gentests diskutiert - in Berlin ließ die Mordkommission 1988 im Fall Claudia Mrosek erstmals eine DNA-Anlayse anfertigen und betrat damit in der Bundesrepublik ermittlungstechnisches und juristisches Neuland. Das Gen-Material, das der damals 32 Jahre alte Mordverdächtige geliefert hatte, wurde in England analysiert, dem Geburtsland dieses Verfahrens.

Nach dem Mord an Ulrike Brandt wird jetzt in Brandenburg über Massen-Gentests diskutiert - in Berlin ließ die Mordkommission 1988 im Fall Claudia Mrosek erstmals eine DNA-Anlayse anfertigen und betrat damit in der Bundesrepublik ermittlungstechnisches und juristisches Neuland. Das Gen-Material, das der damals 32 Jahre alte Mordverdächtige geliefert hatte, wurde in England analysiert, dem Geburtsland dieses Verfahrens. Der Test wurde 1985 an der Universität in Leicester entwickelt.

Aber nicht nur der Test als solcher erregte in der Bundesrepublik 1988 Aufsehen, sondern auch der Anwalt des Mordverdächtigen. Er ist inzwischen Bundestagsabgeordneter der Grünen: Christian Ströbele. 1988 griff er den DNA-Test an und erklärte ihn für unzulässig: Es handele sich um einen Eingriff ins Persönlichkeitsrecht und verletze dessen Intimsphäre. Der Streit um die Zulässigkeit des Beweises wurde nicht bis zum Ende ausgefochten, denn unter der Wucht des Analyseergebnisses gestand der Verdächtige den Mord an der 21-jährigen Claudia Mrosek. Auf die Idee, einen DNA-Test als Beweis vor Gericht anzuzweifeln, käme heute kein Jurist mehr. Die Tests gehören ebenso zur Polizeiroutine wie die Untersuchung eines Tatortes nach Fingerabdrücken oder Fußspuren. Über 4000 Analysen wurden jährlich allein im Auftrag der Berliner Polizei angefertigt. Nicht selten werden in Mordfällen ganze Hausgemeinschaften zum DNA-Test aufgefordert. Massentests wie im Fall der 1998 bei Cloppenburg (Niedersachsen) vergewaltigten und ermordeten Christina Nytsch gab es in Berlin bisher allerdings nicht. Damals wurden 16 000 Proben von Männern der Umgebung entnommen. Die entscheidende Probe, die den Mörder entlarvte, wurde in Berlin untersucht. Bei einer derart großen Zahl von DNA-Proben wurden alle Labors in der Bundesrepublik eingespannt. Möglicherweise hilft ein DNA-Massentest auch bei der Suche nach dem Mörder von Ulrike Brandt. Entscheidend dafür ist, ob an der Kindesleiche potenzielle Vergleichsspuren gefunden wurden. In Brandenburg fanden bereits DNA-Tests statt, bei denen die Männer eines ganzen Dorfes Proben abgeben mussten: 1997 wurde in dem 220-Seelen-Dorf Seebeck bei Lindow die acht Jahre alte Anne-Katrin W. erschlagen. An ihrer Kleidung wurden Spermaspuren gefunden, die auf ein Sexualdelikt hinwiesen.

Rund 100 Männer des Ortes mussten zum DNA-Test. Als Täter wurde später - allerdings nicht durch den Test - ein 13-Jähriger überführt. Und das Mädchen war auch nicht, wie es zunächst schien, sexuell missbraucht worden. Die Staatsanwaltschaft ging damals davon aus, dass die Spermaspur auf "mangelnde Wäschehygiene im Elternhaus des Mädchens" zurückzuführen war.

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