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Berlin: Dokumentations- und Begegnungszentrum steht auf der Kippe

Bausenator Strieder fordert zur Kostensenkung Änderungen an dem einmaligen BauKlaus Kurpjuweit Der Weiterbau des Internationalen Dokumentations- und Begegnungszentrums "Topographie des Terrors" steht auf der Kippe. Bausenator Peter Strieder sagte jetzt, nur wenn der Architekt Peter Zumthor bereit sei, Änderungen am Konzept zu akzeptieren, sei es möglich, die Arbeiten fortsetzen zu lassen.

Bausenator Strieder fordert zur Kostensenkung Änderungen an dem einmaligen BauKlaus Kurpjuweit

Der Weiterbau des Internationalen Dokumentations- und Begegnungszentrums "Topographie des Terrors" steht auf der Kippe. Bausenator Peter Strieder sagte jetzt, nur wenn der Architekt Peter Zumthor bereit sei, Änderungen am Konzept zu akzeptieren, sei es möglich, die Arbeiten fortsetzen zu lassen. Durch Änderungen an den Planungen will Strieder die Mehrkosten in den Griff bekommen, die bereits bei 25 Millionen Mark angelangt sind. Eine Vorlage an den Hauptausschuss hat die Bauverwaltung deshalb bereits zurückgezogen. Gleichzeitig machte Strieder aber klar, dass der Senat am Bau eines Dokumentationszentrums festhalten wolle.

Das von dem Schweizer Architekten Peter Zumthor entworfene, weltweit einmalige Gebäude lässt sich nur äußerst schwer realisieren. Die Fassade des dreistöckigen Hauses besteht nur aus Betonpfeilern, die ohne Querverstrebungen bis über das Dach reichen. Zwischen den Streben werden Glasscheiben eingebaut. Bisher stehen von dem Gebäude, das ursprünglich bereits 1998 fertig sein sollte, nur die Treppentürme. Statt wie vorgesehen 30 Wochen sei daran 93 Wochen gebaut worden, sagte Strieder.

Da der Beton nicht weiter bearbeitet werden soll, waren die Arbeiten extrem aufwendig, um die von Zumthor gewünschte glatte Oberfläche zu erreichen. Zudem suchte man über ein halbes Jahr nach einem neuen "Weißbeton", weil die Streben nicht gestrichen werden sollen. Einen ähnlichen "Weißbeton" hatte auch der Architekt Stephan Braunfels für das Paul-Löbe-Haus des Bundestages neben dem Reichstagsgebäude vorgesehen. Aus Kostengründen verzichtete der Bauherr aber darauf.

Auf ein ähnliches Verständnis des Architekten hofft Strieder jetzt auch bei der "Topographie des Terrors". Man könne Mehrkosten nicht unendlich akzeptieren, wenn auf der anderen Seite Geld für Kindertagesstätten fehle, sagte der Senator. Die Baukosten waren schon vorher von 36 Millionen Mark auf 45 Millionen Mark gestiegen, was der Bund und Berlin als Bauherren akzeptiert hatten. Allerdings hatte der Bund dabei seinen vereinbarten 18-Millionen-Mark-Anteil nicht erhöht. Die Kosten könnten dabei noch weiter steigen, machte Strieder jetzt deutlich. Für die komplizierte Montage der Betonstäbe habe man eineinhalb bis zwei Jahre kalkuliert. Die Baufirma gehe aber inzwischen von vier Jahren aus.

Der Wettbewerb für den Bau war 1993 entschieden worden. In der Jury saß damals auch Strieder als Bürgermeister von Kreuzberg. Eine Vorprüfung der Bauverwaltung habe vor der Entscheidung ergeben, dass der Entwurf von Zumthor anspruchsvoll, aber technisch möglich sei, sagt er heute. Dabei schließen die Experten auch die ungewöhnlichsten Lösungen nicht aus. So erwägen sie, um eine für Klebearbeiten erforderliche konstante Temperatur zu erreichen, den Einsatz von Heizungen aus S-Bahn-Zügen.

Die Umsetzung von extravaganten Entwürfen hat in der Vergangenheit schon mehrfach die Kosten in die Höhe getrieben. Probleme hatten die Ingenieure unter anderem bei Brücken nach Plänen von Santiago Calatrava beim Wiederaufbau der Oberbaumbrücke und der neuen Kronprinzenbrücke am Reichstagsgebäude. Den preisgekrönten Calatrava-Entwurf für den Bahnhof Spandau hatte die Bahn aus Kostengründen sogar ganz gekippt.

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