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Dritte Generation Ostdeutschland: Menschenskinder, Wendekinder

Gedenken gnubbelt sich, Erinnerung wird nachkoloriert. Hat der jüngere Osten sonst noch was zu sagen?

Die East Side Gallery zum Beispiel: Eigentlich ist das längste Stück Mauer, das Berlin noch zu bieten hat, bloß ein künstlich nachkolorierter Erinnerungsfetzen. Doch abgerissen soll der Fetzen aus Stein nicht werden, schon gar nicht für Investorenträume – das finden gerade die jüngeren, meist erst gewordenen Berliner und die Touristen sowieso, die Zugezogenen der Wochenenden. Die nachkolorierten Erinnerungen an die wilde Wende sollen erhalten werden, auch wenn die Mauer, die einst Familien zerstörte, Straßen und Träume zerschnitt, auf den Bildern kaum zu erkennen und sowieso seit fast 25 Jahren verschwunden ist. Das Denken an das Damals kommt unter inneren Denkmalschutz. Gut so?

Gut, dass die Debatte weiter geht, viel weiter. Gerade im kommenden Jahr, wenn sich der Mauerfall rundet und sich das Gedenken gnubbelt, könnte die Frage bewegen, was die DDR in den Menschen überhaupt übrig gelassen hat. Und welche Spuren des Gestern noch in die gemeinsame Gegenwart eingraviert sind. Gerade in Berlin, das ständig nach dem Neuen sucht. Spannend sind dabei Initiativen von unten – wie das „Netzwerk Dritte Generation Ost“, in dem sich jüngere Ostdeutsche Gedanken über ihre Wurzeln und ihre Kompetenzen für eine mobil vernetzte Zukunft machen. „Diese Leute schauen zurück und nach vorn gleichzeitig“, sagt der Bundesbeauftragte für Stasi-Akten, Roland Jahn. Und wer sind diese Leute?

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Wendekinder. Der Tagesspiegel stellt die Geschichten und Träume derjenigen vor, die in der DDR sozialisiert wurden und im neuen Deutschland erwachsen geworden sind. Zum Auftakt hier auf dieser Seite – und im nächsten Jahr mit einem gemeinsamen Onlineprojekt. Bei der heutigen Generationenkonferenz im Collegium Hungaricum in Berlins neuer alter Mitte werden mehr als 100 jüngere Ostdeutsche über ihre Lebenserfahrungen diskutieren – und abends ist ein Austausch verschiedener Generationen geplant. Damit Erinnerungen nicht von Gedenkjahr zu Gedenkjahr nachkoloriert werden, damit sie innerlich lebendig bleiben. Viel Spaß beim Denken über die alten Grenzen hinweg.

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