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Berlin: Durchgedreht in Serie

Im Internet ermitteln die „Kreuzköllnkops“ Morgen startet Folge zwei des schrägen Projekts

Es war ein bisschen wie Partymachen, sagt David Kramer: Zwei laden ein, und jeder bringt was mit. Die Beleuchtung, die Tonanlage, Brötchen fürs Catering. Einmal brauchten sie Kunstblut, da half das Grips-Theater gerne aus.

„Kreuzköllnkops“ heißt die Miniserie von David Kramer und seinem Schauspielkollegen Holger Bülow, die gerade im Internet gestartet ist. In zehn kurzen Folgen streifen die beiden als Ordnungshüter durch den Szenekiez Kreuzkölln, bestehen Abenteuer und bekämpfen Schurken. Ihre Feinde sind aber nicht die obligatorischen Jugendgangs oder kriminelle Großfamilien, sondern kauzige Fieslinge mit Namen wie „Dr. Mettmann“. Die Serie kann man sich kostenlos auf www.kreuzkoellnkops.de ansehen, jede Woche wird eine neue, fünf minütige Episode hochgeladen, diesen Freitag kommt Nummer zwei, Titel: „Die Eierklatscherin von Kreuzkölln“. Es ist eine Welt, in der die Helden mit Karnevalspistolen durchs Bild rennen und in der Autos reden können, wenn auch meistens nichts Sinnvolles.

Trotzdem ist „Kreuzköllnkops“ kein Quatsch. Sondern ein charmantes, herrlich durchgeknalltes No-Budget-Projekt. Gedreht wurde im vergangenen September an nur zwölf Tagen – mit einer alten 8mm-Kamera. Die garantierte einen hübschen Rotstich und die Anmutung selbstgemachter Urlaubsfilmchen aus den siebziger Jahren, sagt David Kramer am Telefon. Damit die Produktion ja nicht zu professionell wirkt, machten die Darsteller alle Spezialeffekte eigenhändig. Beim Schießen riefen sie laut „Peng, Puff, Paff“. Und als der Tonmann aus Versehen das Mikrofon in die Kamera hielt, wurde das nicht rausgeschnitten.

Mit Trash-Produktionen kennt David Kramer sich aus. Er spielte die männliche Hauptrolle in der ZDF-Telenovela „Wege zum Glück“, in den Folgen 474 bis 703, am Ende durfte er mit seiner großen Liebe im Hubschrauber nach Neuseeland fliegen. Doch der 31-Jährige kann auch seriös, gerade ist er im Potsdamer Hans-Otto-Theater in Michael Endes „Momo“ zu sehen, Kreuzkölln-Partner Bülow ist dort festes Ensemblemitglied. Ihre Internetserie entstand nicht aus Langeweile, sondern weil sie sich ausprobieren wollten, sagt David Kramer. Und weil es in Kreuzkölln, wo sie auch im wahren Leben wohnen, halt so verdammt leicht sei, viele Menschen für ein absurdes Projekt zu gewinnen. Sebastian Leber

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