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Berlin: Durchwacht: Der Mahnposten vorm Rathaus

„Herr Wowereit hätte wenigstens einmal bei uns vorbeikommen können.“ Torben Reelfs sitzt am Neptunbrunnen und wirft einen strafenden Blick auf das Rote Rathaus.

„Herr Wowereit hätte wenigstens einmal bei uns vorbeikommen können.“ Torben Reelfs sitzt am Neptunbrunnen und wirft einen strafenden Blick auf das Rote Rathaus. Drei Monate hat er im letzten Winter vor dem Amtssitz des Regierenden Bürgermeisters campiert, um gegen die Sparbeschlüsse des Senats zu protestieren. Das StreikFazit des Agrarwissenschaftlers: Er ist von der Politik enttäuscht. Wie Torben waren viele der Streikenden neu an der Uni: Er studierte im 3. Semester an der Humboldt-Uni, um den neuen Bachelor-Abschluss zu machen. Vor den Protesten hatte der 23-Jährige „politisch noch nichts Großes gemacht“. Die Mahnwache war so etwas „Großes“, eine Art Ikone des Streiks. Torben blieb bis Ende Februar, die letzten Studenten harrten bis zum Frühjahr aus. Dass sie so lange durchhielten, „war menschlich eine positive Sache, aber politisch nicht“, sagt Torben. Das klingt politikverdrossen, aber den Einruck weist Torben von sich. Der Streik hätte ihm und seinen Freunden viel Anlass zum Nachdenken gegeben: „Wir haben uns zum ersten Mal so etwas wie ein Staatsverständnis erarbeitet. Das war bei mir vorher eher unreflektiert.“ Deutschland verlässt er jetzt, um an der Universität Havanna seine Abschlussarbeit zu schreiben. Vom Streik soll trotzdem etwas bleiben. Die Mahnwachen-Studenten planen ein Haus zu mieten und wollen dort eine offene Uni gründen. tiw

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