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Berlin: E-Werk wieder unter Strom

Love-Parade-Erfinder Ralf Regitz und Silke Friedrich beleben den Club wieder. Im Mai wird Eröffnung gefeiert – am alten Ort, aber mit neuem Konzept

Er steht mit einem roten Bauhelm auf dem Kopf in der Halle, die einst sein Club war. Von der Decke baumelt ein tonnenschwerer Kran und erinnert an die Vergangenheit als großes Abspannwerk. Jetzt sind Bauarbeiter dabei, die Halle wieder aufzuhübschen. Funken sprühen, auf dem gefliesten Boden stehen Pfützen. „Fünf schöne wilde Jahre waren das hier“, sagt Ralf Regitz, einst Chef im inzwischen legendären Techno-Club E-Werk, „es waren wahrscheinlich die verrücktesten Jahre meines Lebens.“ Die Zeit ist vorbei. Doch eine neue Episode mit Ralf Regitz als Hausherrn steht bevor. Im Mai will er zusammen mit Silke Friedrich das E-Werk wieder aufmachen.

Wie der neue alte Club aussehen wird, ist klar – das industrielle Ambiente soll auf jeden Fall bestimmend sein. Inhaltlich bleibt Regitz vage, was die Zukunft angeht. Nur so viel sagt er: „Es wird kein Club wie früher, mit Programmen am Mittwoch, Freitag und Sonnabend.“ Viel elektronische Musik werde es geben, live, als Konzert, auch als Party: „Zur Modemesse Bread & Butter oder zur Popkomm wird hier etwas stattfinden.“ Über das genaue Konzept schweigen sich die beiden noch aus. Fest steht: Zur Eröffnung im Mai gibt es eine große Party.

Im alten E-Werk hat Silke Friedrich nie getanzt. „Ich kenne die Halle erst, seitdem mein Mann das E-Werk gekauft hat“, sagt sie. Ihr Mann heißt Holger Friedrich und ist Bauherr des Projekts, den denkmalgeschützten Ziegelbau zwischen Mauer- und Wilhelmstraße für eine Tochter des Software-Riesen SAP herzurichten. SAP wird die meisten Flächen mieten, nur die beiden Industriehallen im Erdgeschoss, und das Dach, auf dem eine gläserne Lounge mit spektakulärer Sicht über die Dächer von Mitte im Bau ist, gehören nicht dazu.

Silke Friedrich und Ralf Regitz haben sich zusammengetan, eine Firma gegründet, die nun ein künstlerisches wie gesellschaftliches Programm für die beiden Hallen entwerfen wird. „Wir sind kein Verein, müssen also das Geld, das wir ausgeben auch wieder einspielen“, sagt sie. Dass es klappt, daran hat sie keinen Zweifel. Sie berichtet von zahlreichen Anfragen von Firmen, die in den Hallen ihre Feiern veranstalten wollen: „Es gibt in Mitte zu wenig Partyorte mit industriellem Ambiente“, sagt sie. Als potenzielle Kunden gelten auch Filmverleiher, die ihre Premierenfeten auf der Berlinale nicht weit vom Festivalort am Potsdamer Platz feiern wollen. Beim Namen für den Club haben beide nicht lange überlegt. „E-Werk“ wird er heißen. „Es wäre ein sinnloses Unterfangen gewesen, dem alten Ort einen neuen Namen zu geben“, sagt Silke Friedrich. Ralf Regitz sekundiert: „Es wäre für die Leute eben doch immer das E-Werk geblieben.“

Die Ausstattung soll spartanisch werden. „Wir bauen keine Bühne und keine Bar ein“, erklärt Silke Friedrich, „weil wir so flexibel wie möglich bleiben wollen.“ Sie kann sich Kerzenlicht-Dinner mit weiß gedeckten Tischen genauso wie eine Techno-Party vorstellen. Regitz nickt dazu. Den Ex-Club-Macher und früher Chef-Organisator der Love Parade hat Silke Friedrich zufällig kennen gelernt: „Ralfs Bruder arbeitete in der Firma meines Mannes.“ Heute gehört die Firma zu SAP.

Wird es zur Love Parade, wenn sie wieder stattfinden sollte, dann tagelange Partys im E-Werk geben? Ralf Regitz lacht, nimmt den Helm ab, und sagt: „Da wird uns sicher auch was einfallen.“

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