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Berlin: Ehemalige libysche Botschaft: Hoffnung für ein vergammelndes Juwel

Die Fensterscheiben sind eingeschlagen, die Hauswände mit Graffiti besprüht: Das Gebäude an der Treskowallee Ecke Hönower Straße, in dem seit den siebziger Jahren bis kurz nach der Wende die libysche Botschaft residierte, hat bereits bessere Zeiten gesehen. Nichts erinnert mehr daran, dass das Haus während seiner Nutzung durch die nordafrikanische Republik zu den bestgeschützten Gebäuden im ehemaligen Ost-Teil Berlins gehörte.

Die Fensterscheiben sind eingeschlagen, die Hauswände mit Graffiti besprüht: Das Gebäude an der Treskowallee Ecke Hönower Straße, in dem seit den siebziger Jahren bis kurz nach der Wende die libysche Botschaft residierte, hat bereits bessere Zeiten gesehen. Nichts erinnert mehr daran, dass das Haus während seiner Nutzung durch die nordafrikanische Republik zu den bestgeschützten Gebäuden im ehemaligen Ost-Teil Berlins gehörte. Zur Zeit schirmen lediglich Gitter und zugemauerte Eingänge den Bau vor Eindringlingen ab. Seit dem Auszug der Diplomaten des "Volksbüros der Sozialistischen Libyschen Arabischen Volksjamahariya" steht das dreistöckige Gebäude leer. Doch das soll sich ändern.

"Wir verhandeln zur Zeit mit einem Käufer, der dort Firmen aus der Internetbranche ansiedeln will", sagt Michael Waldhelm von der Deuteron Immobilienverwaltungsgesellschaft. Er vertritt die Hamburger Beteiligungsgesellschaft Berlin Treskowallee GbR, die das Gebäude 1997 kaufte. "Wir haben in Hamburg sehr gute Erfahrung mit dem Ausbau von Altbauten für Computerfirmen gemacht", sagt Waldhelm. "Unternehmer aus dieser Branche wollen keine sterilen Neubaubüros, sondern ein inspirierendes Ambiente." Derzeit werde ein Nutzungskonzept erarbeitet. Waldhelm hofft, eine Entscheidung komme noch vor Weihnachten.

Die Geschichte des Hauses reicht bis in die Anfänge des vergangenen Jahrhunderts zurück. Zwischen 1902 und 1905 wurde es als Domizil für eine jüdische Familie gebaut. Sie wurde in den dreißiger Jahren von den Nationalsozialisten enteignet. In den vierziger Jahren soll sich dort eine Gaststätte mit dem Namen "Deutsche Diele" befunden haben. Von 1950 bis 1972 diente es der chinesischen Botschaft als Residenz. Dann folgten die Libyer. Nach dem Auszug ihrer Botschaft Ende 1990 gab es Streit um die Eigentumsrechte. Die Erben der jüdischen Erbauer wie auch die Nachkommen der Besitzer, die von der Arisierung in der Nazizeit profitiert hatten, machten Eigentumsansprüche geltend. Die Letztgenannten verloren den Prozess.

Erste Wiederbelebungspläne für das Jugendstilgebäude schmiedete die Deuteron, die das Haus 1993 kaufte. Anfang 1995 wurde das Gebäude entkernt. Doch kaum vier Monate später verstummten die Baugeräusche. Der damalige Baustadtrat Hans Krautzig vermutete, die Gesellschaft wollte sich wegen der Flaute auf dem Immobilienmarkt aus dem Projekt zurückziehen und gabe deshalb ständig Sonderwünsche vorgebracht, die das Baugenehmigungsverfahren verzögert hätten. Die Deuteron konterte seinerzeit damit, der Bezirk trödele mit Vergabe der benötigten Genehmigungen. Dann zog sich die Firma aus dem Projekt zurück, in der einstigen Botschaft Büroflächen auszubauen. Die Deuteron kümmert sich aber weiter um die Vermarktung des Gebäudes.

Auch die einstige kubanische Botschaft an der Berliner Straße 120 bis 121 in Pankow steht seit dem Auszug der Diplomaten 1991 leer. In das 1912/13 als "Erziehungsanstalt für jüdische Waisenknaben" errichtete dreistöckige Haus soll indes 2001 die Pankower Bezirksbibliothek einziehen. Die Dr.-Walter- und Margarete-Cajewitz-Stiftung aus Hannover, seit 1999 Besitzerin des Gebäudes, will zudem in einer Ausstellung an die jüdische Geschichte des Hauses und an ermordete Pankower Juden erinnern.

Beate K. Seiferth

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