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Berlin: Ehrenwerte Milliardäre

Berliner Stiftungswoche wirbt für mehr bürgerschaftliches Engagement. Die Stadt liegt bei Neugründungen vorn – mit viel Kapital

Vom Schülerwettbewerb über Naturschutz bis zur Spitzenforschung: Stiftungen gibt es fast für jeden Zweck. Und ihre Zahl nimmt zu, auch in Berlin. „Trotz der Krise gibt es einen Aufschwung“, leitete daher Monika Grütters (CDU), Vorstand der Stiftung Brandenburger Tor und Vorsitzende des Kulturausschusses im Bundestag, die Eröffungspressekonferenz der „Berliner Stiftungswoche“ ein. Mit ihr startet vom 1. bis 10. Juni eine Informationswoche nicht nur für Stifter. Auf mehr als 80 Veranstaltungen an verschiedenen Orten quer durch die Stadt verteilt sollen sich die Berliner ein Bild von der Arbeit der 77 teilnehmenden Stiftungen machen. Der Eintritt ist oft gratis. Ein Themenschwerpunkt liegt in Berlin naturgemäß auf Kunst und Kultur. Außerdem bilden Projekte im sozialen Bereich, bei Bildung, Ausbildung, Integration und Jugendarbeit ein Gros des Engagements. Auf Diskussionsrunden mit Experten wird es zum Beispiel um die Frage nach einer messbaren „sozialen Rendite“ gehen oder darum, wie Stiftungen international wirken können, um Konflikte zu lösen.

Initiiert wurde die Veranstaltungsreihe von 23 Organisationen, unter anderem von der Stiftung Brandenburger Tor, der Robert-Bosch- und der Schering-Stiftung. Die Teilnehmer der Berliner Stiftungswoche, darunter die Allianz Kulturstiftung und die Stiftung Zukunft Berlin, wollen verstärkt für Kooperationen unter den Organisationen werben. Ziel sei es, neue Formen der bürgerschaftlichen Zusammenarbeit zu finden. Was damit gemeint ist, brachte Hans Fleisch, Generalsekretär des Bundesverbands Deutscher Stiftungen, auf den Punkt: „Die Suche nach Kooperationspartnern ist immer auch eine Suche nach Kofinanzierung.“

Im Zuge der Finanzkrise hatten 2009 auch viele Stiftungen mit Ertragseinbußen zu kämpfen. Einer repräsentativen Onlinebefragung des Bundesverbands zufolge gaben 40 Prozent der Stiftungen an, ihre Erträge hätten gegenüber 2008 und 2007 abgenommen. Zuwächse verzeichnete nur jede fünfte Organisation. Insgesamt seien die Stiftungen in Deutschland von der Finanzkrise jedoch nicht so hart betroffen, heißt es im Stiftungsreport, da sie eher in konservative Anlagen wie festverzinsliche Wertpapiere investierten.

Das tut jedoch den Neugründungen keinen Abbruch. Mit 50 neuen Stiftungen hat die Hauptstadt 2009 nach Angaben des Bundesverbands sogar ein Rekordjahr erlebt. Zusätzlich zu den 698 Stiftungen bürgerlichen Rechts mit Sitz in Berlin, die zusammen rund drei Milliarden Euro an Vermögen bündeln, wachse die Rolle der Repräsentanzen, die viele Stiftungen aus anderen Bundesländern mittlerweile in Berlin haben. „Nicht nur die Berliner Stiftungen geben hier viel Geld aus“, sagte Grütters. „Eine Repräsentanz oder ein Projekt in der Hauptstadt zu haben, wird immer wichtiger.“

Bei bundesweit 17 000 Stiftungen scheint das Potential Berlins den Veranstaltern klar. „ Es gibt noch Aufholbedarf“, sagt Grütters. Dass das so ist, habe historische Gründe wie die lange Teilung Berlins. Potsdam mit seinen Schlössern hat im Verhältnis zur Einwohnerzahl im Osten Deutschlands die meisten Stifter. Weit mehr gibt es immer noch im Westen. Im Städtevergleich vorne liegen Würzburg, Frankfurt am Main oder Hamburg. Berlin landet auf Platz 46. Daniela Englert

Weitere Informationen zu den Veranstaltungen und Terminen:

www.berlinerstiftungswoche.eu

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